Nun hab ich mich mal wieder an etwas heikeles gewagt, nämlich ein Buch nochmal zu lesen, was nach dem ersten lesen eins meiner Lieblingsbücher war. Und ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dazu gehört es jetzt nicht mehr (SPOILER).
Allgemeines:
Titel: Für jede Lösung ein Problem
Autor/in: Kerstin Gier
Verlag: Bastei Lübbe
Seitenzahl: 298
Erschienen: 2007 (Taschenbuch)
Inhalt:
Einleitung:
Gerri versucht sich mit Wodka und Schlaftabletten umzubringen. Davor schreibt sie allen Menschen in ihrem Umfeld einen Abschiedsbrief. Leider wird ihr Selbstmordversuch gestört, sodass er nicht gelingt, aber leider alle Empfänger ihre Briefe schon bekommen haben und natürlich jetzt wissen, was sie über sie denkt. Aber warum will sie sich überhaupt umbringen? Das lässt sich am besten so zusammenfassen, dass sie sich vor allem in der Familie nicht gesehen und nicht geliebt gefühlt.
Es ist einerseits schwierig, so einem Thema eine Komik zu verleihen, und gleichzeitig steckt trotz der Komik von Natur aus sehr viel Tragik darin. Ich war nach dem ersten Lesen von dem Buch sehr begeistert, diesmal gibt es aber tatsächlich etwas, was ich fast schon schade finde.
Das hat mir gut gefallen:
Die Komik, die die Autorin in die Geschichte packt, ist wirklich gut. Wie zum Beispiel ein Schreiben, dass Gerri an die Bild geschickt hat, damit diese auch ja richtig über ihren Selbstmord berichtet. Auch der Grund, warum ihr Selbstmord nicht gelingt, ist am Ende wirklich komisch. Ich fand schon vieles in ihrem Leben tragisch, wie zum Beispiel dass ihre Mutter immer an ihr meckert und alles schlecht redet. Sie hat auch oft gehört, dass sie sich nicht so anstellen soll. Oder auch, dass die gesamte Familie denkt, dass sie es zu nichts geschafft hat, weil sie Groschenromane schreibt. In dem Zusammenhang fand ich sehr berührend, wie ihr Vater sich später mit diesen Romanen beschäftigt hat und einen echten Stolz für sie entwickelt hat. Einfacher macht es auch nicht, dass sie bei ihrer Tante und ihrem Onkel im Haus wohnt. Die Familie ist wirklich schrecklich. Dafür hat sie tolle Freunde. Besonders mochte ich ihre Freundin Charly, die aus meiner Sicht bei all der Komik den Ernst der Lage als fast Einzige erkannt hat.
Es geht aber am Ende nicht nur um sie, sondern es gibt gute Nebenstränge, die sich zusätzlich zu ihrer Selbstmordgeschichte entwickeln. Dazu zählen natürlich auch diverse Geheimnisse, die Gerri schon wusste oder die durch ihr Handeln ans Licht kamen.
Ich mag auch ihre Briefe, von denen wir am Ende eines Kapitels jeweils einen lesen können.
Das fand ich nicht so gut:
Was ich nicht so gut fand, lässt sich allgemeinen in einem Satz zusammenfassen: Fast ihre ganze Familie hat einfach so weiter gemacht wie vorher und Gerri dementsprechend auch. Das heißt im Detail, dass sich keiner mit dem Warum beschäftigt hat und Gerri an sehr vielen Stellen weiterhin nicht den Mut hatte, anders zu handeln. Das fand ich sehr schade, nachdem durch die Briefe ja klar war, was Gerri eigentlich denkt. Da hätte vor allem Gerri anders handeln können.
Auch fand ich ihren Freund Ole zum Ende wirklich nervig. Der lebte mir etwas an der Realität vorbei.
Zusätzlich gab es noch bei einen Strang, bei dem ich gern gewusst hätte, wie dieser ausgegangen ist.
Fazit:
Ich mag sehr viel an dem Buch, aber am meisten hat mich diesmal gestört, dass so viele Menschen nichts aus Gerris Selbstmordversuch gelernt haben und eher hingehen und noch weiter auf ihr rumhacken. Auch das Gerri, nachdem es ihre Briefe schon gab, nicht mehr Mut hatte, anders zu handeln bzw. mit den Menschen in ihrem Umfeld anders umzugehen fand ich schade. Deswegen ist es schon unterhaltsam für mich gewesen, aber gehört nicht mehr zu meinen Lieblingsbüchern.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.
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