Dienstag, 10. Mai 2016

Meine Vaginalgeburt nach einem Kaiserschnitt (VBAC)

Die Geburt unserer Bauchballerina
Für den Geburtsbericht der kleinen Raupe muss ich etwas ausholen, denn gefühlt zog sich die Geburt für mich über Wochen hin. 

"VBAC" steht für "Vaginal birth after Cesarean" oder auf Deutsch "Vaginalgeburt nach einem Kaiserschnitt". Denn das war mein Plan. Der kleine Indianer war ein Kaiserschnitt und jetzt sollte die kleine Raupe per Spontangeburt auf die Welt kommen. 

Eins vorweg
Ich bin auf dieses Geburtserlebnis sehr stolz. Deswegen beschreibe ich es auch sehr detailliert. Wer sich sowas nicht "antun" will, soll den Bericht bitte erst überhaupt nicht lesen. 

Mein Geburtsbericht
5.4./6.4.:
Dieser Tag war sehr stressig. Ich hatte erst vormittags eine Vorsorge beim Frauenarzt, war dann nur kurz zuhause, hab schnell was gegessen und bin dann zur Akupunktur. Nach der Akupunktur bin ich wieder schnell nach Hause und hab mich kurz ausgeruht und musste dann den kleinen Indianer von der Tagesmutter abholen. 
Nachmittags hatte ich mehrfach einen harten Bauch. Das kannte ich aus beiden Schwangerschaften schon, es war aber diesmal anders und sehr unangenehm.

Die erste Nachthälfte hatte ich Wehen, konnte damit aber gut schlafen, bin von ihnen immer nur halb erwacht. Mittlerweile dachte ich an Senkwehen, da ich das Gefühl hatte die kleine Raupe würde tiefer liegen als vorher.
In der zweiten Nachthälfte wurden die Wehen zu einem Ziehen im unteren Rücken und unteren Bauch bzw. Po, fühlten sich wie Blähungen an oder als ob ich Durchfall bekommen würde. Ich musste die ganze Nacht 4-5 mal auf die Toilette zum urinieren, Stuhl kam aber nichts außergewöhnliches.
Um 5.30h war ich das erste Mal aufgestanden und hatte erbrochen. Danach musste ich ca. stündl. insgesamt 4 mal erbrechen, hatte keinen Appetit und keinen Durst.
Der Schleimpfropf löste sich, zumindest zum Teil, gegen 7.00h. Er sah eher wie mein normaler Zervixschleim aus, den ich während der SS auch immer hatte, aber doch glibbriger.
Ich hatte das Gefühl, ich müsste ständig auf Toilette, aber auf Toilette kam dann nichts.
Mein Mann fuhr um 5.45h zur Arbeit. Ich hatte ihm vorher gesagt, dass ich denke, das es los geht. Ich musste plötzlich weinen, weil ich wollte, dass er da blieb, und weil mir die Lage irgendwie bewusst wurde. Es waren auch Freudentränen. Dann hatte ich mich noch eine Stunde zu Luca gekuschelt und musste wieder weinen. Trauer, über den Lebensabschnitt, der vorbei sein würde, und Freude über den neuen Lebensabschnitt, der vor uns lag.
Ich hatte den kleine Indianer flucks gegen 7.15h geweckt und gegen 7.45h zur Tagesmutter gebracht, danach hatte ich alles zusammen gesucht und war ab auf die Couch. Man, war ich froh, als der kleine Indianer bei der Tagesmutter war und als ich wieder heil zuhause war.
Körperlich fühlte ich mich, als ob ich Magen-Darm hätte. Fühlte mich schlapp und zitterig, hatte keinen Appetit oder Durst. Ich wollte erst mal versuchen zu entspannen und alles etwas zu beobachten, solange ich mich einigermaßen gut fühlte.
Ich war so erschöpft, dass ich von ca. 9.30h bis 10.30h geschlafen hatte, danach fühlte ich mich besser/anders, konnte etwas essen und trinken. 
Gegen 11.00h hatte ich abgeklärt, dass ich den kleinen Indianer nicht von der Tagesmutter abholen musste. An diesem Tag kommunizierte ich viel mit meinem Mann und gab ihm immer wieder ein Update der Lage.
Zum Nachmittag hin wurde die Wehen wieder etwas stärker, abends mit Druck auf den Darm und waren teilweise sehr unangenehm. Aber als wir den kleinen Indianer abends ins Bett brachten, konnte ich erst mal schlafen und schlief die ganze Nacht recht gut.

11.4.:
An diesem Tag hatte ich eine Vorsorge bei der Hebamme. Die Wehen zogen sich noch über Tage hin. Mal mehr, mal weniger. Mal stärker, mal schwächer. So war ich sehr gespannt, was beim abtasten raus kommen würde.
Der Muttermund war noch zu, der Kopf der Bauchballerina lag davor. Die Hebamme meinte, die Wehen seien "Geplänkel" bzw. Vorwehen. Die Bauchballerina ist allerdings etwas tiefer gerutscht. 
Sie schätzte es eher so ein, dass es noch dauern würde. War aber ehrlich und gab ihre Prognose nicht als fest an, sondern das es trotzdem auch schon bald los gehen könnte.

16.4.-18.4.:
In der Nacht hatte der kleine Indianer einen Hustenanfall, danach konnte ich nicht mehr schlafen. Ich merkte Wehen und Druck nach unten, setzte die Entspannungsatmung ein und stellte mir die Wehen wie ein Computerspiel vor, wo ich mit einem Boot die Wellen beschreiten musste. Ich sagte mir immer wieder: 
"jede Wehe bringt mir mein Kind näher" und "ich und mein Baby sind dazu geschaffen". Es stach und zwickte öfters im Bereich der Scheide. Irgendwann schlief ich erschöpft ein.
Gegen 15.30h merkte ich einen Druck nach unten bzw. dass sich da etwas tat. Ich atmete Entspannung, spürte aber keine starken Wehen, nur ein Ziehen im Bauch und Rücken und es zwickte und zwackte im Bauch. 
Mein Mann und der kleine Indianer kamen wieder. Ich versuchte mich weiter auf mich zu konzentrieren. Gegen 17.30h aß ich ein Brot und trank eine Milch. Mehr Appetit hatte ich nicht. 
Mein Mann badete den kleinen Indianer. Gegen 18.00h brachten wir ihn ins Bett, ich merkte deutlichere Wehen und das sich unten was tat. 
Als der kleine Indianer schlief, kuschelten mein Mann und ich. Er döste ein, ich konzentriere mich auf die Atmung. Gegen 19.00h stand er auf und ich entspannte mich weiter mit Hypnose, Hörbuch.
Die ganze Nacht hatte ich Wehen, auf die ich mich konzentrieren musste, schlief nur oberflächlich (max. verteilt 4 Std). Ich wurde von jeder Wehe wach und musste mit ihr atmen, aber nicht veratmen. 
Mein Mann war entspannt. Als er ins Bett kam, sagte ich ihm, er sollte schlafen und ich würde ihn wecken, wenn was wäre. Ich hatte das Gefühl, er schlief sehr fest und intensiv, er sagte mir aber am Morgen, dass er sehr unruhig geschlafen hatte. Der kleine Indianer schlief ohne Probleme. Wir besprachen, dass mein Mann zuhause bleiben würde.
Um 7.00h stand er mit dem kleinen Indianer auf und brachte ihn gegen 8.00h zur Tagesmutter. 
Ich stand gegen 7.30h auf. Als erstes musste ich übergeben. Ich versuchte mir auf der Couch einen bequemen Platz zu suchen. Mein Mann war erst mal beschäftigt, als er wieder zuhause war, aber ich merkte, wie er sich hilflos fühlte zu warten und nichts tun zu können. 
Um 11.00h war seit 17 Std. alles wie gehabt, die Wehen hatten sich nicht verändert. Ich war sehr erschöpft und wir beschlossen uns mit der Hebamme zu treffen, um mal einen Stand zu haben. 
Das war leider eher ernüchternd, da sich nichts getan hatte. Obwohl es sich so angefühlt hatte, als ob sich was am Muttermund/Gebärmutterhals getan hätte. Es könnten Senkwehen gewesen sein, da der Bauch tiefer wirkte. Das wirkte er aber beim letzten Mal auch schon. 
Ich bekam Magnesium, damit die Wehen weniger werden würden und ich zur Ruhe kommen konnte. Die erste Gabe gegen 13.00h lies die Wehen für ein paar Stunden abglimmen, ich bekam einen Energieschub, hatte wieder Hunger und Durst, später konnte ich etwas schlafen. Mein Mann holte den kleinen Indianer von der Tagesmutter ab und beschäftigte ihn. Dann merkte ich, dass die Wehen wieder kamen, wenn auch nicht so oft. Ich war immer noch so erschöpft. 
Gegen 18.00h brachten wir den kleinen Indianer ins Bett. Er schlief schnell ein und ich nahm nochmal Magnesium. 
Die Nacht waren immer wieder Wehen da, wie zu letzt tagsüber. Aber ich konnte schlafen, wenn auch nicht super erholsam, aber wenigstens schlafen.
Am nächsten Tag zogen sich die Wehen weiter wie gehabt. Mein Mann ging arbeiten. Ich stand um 7.00h mit dem kleinen Indianer auf und brachte ihn zur Tagesmutter.

21.4.:
An diesem Tag war der errechnete Termin und ich hatte eine Vorsorge beim Frauenarzt. Diese ergab keine neuen Erkenntnisse, alles wie gehabt.
Das frustete mich mittlerweile schon sehr. Ich lief seit Wochen immer wieder mit Wehen rum und es tat sich einfach nichts.

24.4./25.4.: 
Ich merkte ab 16.00h Wehen, die anders waren als sonst, was ich allerdings schwer beschreiben kann.
Gegen 18.00h brachten wir den kleinen Indianer ins Bett. Er schlief schnell ein. Ich bat meinen Mann noch bei mir zu bleiben und zu kuscheln. Wir unterhielten uns und plötzlich merkte ich ein "Knack" und "Plöpp" im Bauch, einen kurzen Druck und dann Entlastung. Sogar mein Mann konnte spüren (er umarmte mich), dass da was in meinem Bauch passiert ist.
"Das war aber jetzt komisch..... ich glaub, die Fruchtblase ist geplatzt", sagte ich.
Im Liegen lief noch nichts, deswegen stand ich auf und merkte sofort, wies mir aus der Scheide raus lief wie ein Wasserfall. Wir flitzten zum Klo, da blieb ich auch erst mal sitzen. Bei jeden Versuch aufzustehen lief mir direkt ein ganzer Schwall Fruchtwasser ab. 
Fruchtwasser sah gut aus und ich hatte weiterhin Wehen. Das war ein gutes Zeichen. Der Schleimpfropf verabschiedete sich auch kurz drauf ganz. Er war wieder glibbrig-schleimig und mit etwas Blut vermengt.
Mein Mann und ich waren aufgeregt, aber wir freuten uns beide, dass es endlich los gehen würde. Jetzt gabs kein zurück mehr :)
Als erstes rief ich die Rufbereitschaft der Hebammen an. Die war grade schon bei einer Geburt und musste sich mit der 2. Rufbereitschaft bequatschen. Sie wollten sich melden. Also hieß es warten.
Der kleine Indianer schlief und schlief. Wir suchten noch alles wichtige zusammen bzw. das, was man noch die ganze Zeit zuhause gebraucht hat und eh erst kurz vorher packen konnte. 
Gegen 19.15h rief die Hebamme an. Gegen 20.30h wollten wir uns treffen und einmal den Stand prüfen.
Ich rief meine Eltern an, damit sie auf den kleinen Indianer aufpassen konnten. Ich traute mich langsam von der Toilette runter, die Wehen wurden stärker, ich musste anfangen mit ihnen zu atmen.
Meine Eltern verspäteten sich, ich rief die Hebamme an und sagte bescheid, dass wir später kommen würden.
Luca schlief und schlief und bekam nichts mit. 
Als meine Eltern da waren verabschiedeten wir uns prompt und machten uns auf den Weg.
Als wir ankamen wurde ein CTG gemacht. Es waren zwar Wehen da, aber keine Geburtswehen, so auch noch kein Geburtsreifer Befund. Wir sollten nochmal nach Hause. Ich fühlte mich dabei aber gar nicht wohl und wollte bleiben. Ich hatte das Gefühl, sonst würde etwas schief gehen. 
Die Wehen waren mittlerweile heftiger, ich brauchte die Hand von meinem Mann und ich muss sie ordentlich veratmen. Ich war hoch motiviert. Da war es ca. 22.30h. Mein Mann rief meine Eltern an und sagte ihnen bescheid, dass wir da bleiben würden. Der kleine Indianer wurde nach dem Telefonat wach und ging für den Rest der Nacht mit zu meinen Eltern, die ihn morgens zur Tagesmutter brachten.
"Jede geschaffte Wehe ist eine Wehe weniger und bringt uns unser Baby näher", sagte ich zu meinem Mann. Noch freute ich mich auf jede Wehe.
Gegen 4.30h wurde nochmal ein CTG gemacht und ich wurde abgetastet. Alles war unverändert. Irgendwann dazwischen wurde ich auch einmal abgetastet, ich weiß aber nicht mehr um wie viel Uhr. Da bekam ich ein Buscopan Zäpfchen und ein homöopathisches Zäpfchen zum entkrampfen und zum Muttermund weich machen. Danach wurden die Wehen erst mal erträglicher, wurden später aber wieder schlimmer.
Ich war erschöpft und wollte am liebsten liegen, aber so hielt ich die Wehen nicht aus. Im 4-Füßler-Stand kam ich gut zurecht während mein Mann mir den unteren Rücken massierte. Ich ging öfters auf Toilette und bewegte mich zwischendurch, legte mich aber auch zwischendurch hin.
Zwischen den Wehen dusselte ich ein, aber wenn eine Wehe kam, war es wie ein elektrischer Schlag. Ich musste sofort eine andere Position einnehmen und ordentlich mittönen. 
Einmal wurde die Temperatur kontrolliert, da ich mich sehr warm anfühlte. Allerdings fühle ich mich schnell unter der Decke warm an. Die Temperatur war aber okay. Durch den Blasensprung hatte ich eine erhöhte Infektionsgefahr, die sich dann u.a. durch Fieber gezeigt hätte.
Das CTG zeigte seit der Kontrolle am ET, dass die Bauchballerina immer wieder während dessen schlief. Ich sollte mehr trinken.
Es wurde beschlossen, mir Magnesium und nochmal ein Buscopan Zäpfchen zu geben, um die Wehen etwas zu schwächen in der Hoffnung, dass ich mich zum einem erholen konnte und zum anderen, dass die Wehen da durch einen Schub bekommen würden, der die Wehen zur Geburtswehen machen würde. Das war gegen 5.30h
Die Erholung bekam ich nicht, die Wehen wurden schlimmer, zogen im Rücken und drückten ganz heftig nach unten (Hätte ich zu diesem Zeitpunkt mal gewusst, dass diese Wehen etwas bewirkt hatten).
Ich hatte bereits angefangen aufzugeben. Ich arbeitete nicht mehr mit den Wehen, sondern eher dagegen, konnte sie nicht mehr aushalten und wollte, dass sie vorbei waren. Ca. 3 Std. hielt ich dies noch aus, dann gab ich auf. Ich wollte nur noch, dass die Wehen aufhörten, ich konnte nicht mehr. Zog sogar einen erneuten Kaiserschnitt in Erwägung und ging sogar davon aus, dass dies nun die einzige Alternative war wegen dem Blasensprung und den nicht Geburtswirksamen Wehen.
Es wurde mir Blut abgenommen, ein CTG (bzw. musste ich für den Rest der Geburt dauerhaft am CTG bleiben) und ein Ultraschall gemacht (da wurde die Bauchballerina auf 3500g geschätzt), bis die Hebamme (neue Rufbereitschaft) da war und mich nochmal abtastete.
Und siehe da: 
Der Muttermund war auf 5 cm geöffnet und der Gebärmutterhals war verstrichen. Meine Hebamme schlug mir darauf hin eine PDA vor, denn es wäre schade gewesen mit so einem Befund entweder die Wehen zu hemmen oder einen Kaiserschnitt zu machen.
Meine Welt kam kurz ins wanken. So war das alles nicht geplant. 
Es war noch nicht vorbei?
Ich musste weiter die Wehen aushalten?
Die Wehen hatten doch was bewirkt?
Ich konnte doch spontan entbinden?
Das musste ich erst mal verdauen. Ich hatte nicht mit dem Befund gerechnet und eine PDA hatte ich überhaupt nicht als Möglichkeit auf dem Schirm.
Mein größter Wunsch war es spontan zu gebären. Lieber mit einer PDA als gar nicht. Also machten wir das.
Es mussten aber erst die Laborwerte abgewartet werden, vorher konnte die PDA nicht gesetzt werden.
"Kann ich den vorher schon mal etwas gegen die Schmerzen haben?" flehte ich die Hebamme förmlich an. Sie wollte mir eine Spritze geben in die zweite Hautschicht (sub cutan/s.c.). Sie sagt, davon würde ich mich etwas benommen fühlen. Ich ging davon aus, dass es etwas in Richtung Morphine war, fragte aber nicht nach. Außerdem bekam ich eine Infusion. 
Die Wehen wurden erträglicher. Ich musste noch mitatmen, aber alles war erträglicher. Als die Laborwerte da waren, bekam ich noch ein Antibiotikum. Das bekommt man eh 18 Std. nach einem Blasensprung, aber meine Entzündungswerte waren zusätzlich erhöht.
Mein Mann rief meine Eltern an, um einen Stand durchzugeben und die Tagesmutter. Dabei regelte er, dass meine Eltern den kleinen Indianer abholen würden und mit zu sich nehmen würden und er würde ihn dann abends dort abholen. Seinen Eltern sagte er dann auch bescheid, dass wir im Krankenhaus waren. Damit hatten wir uns noch zurück gehalten, da es ja so richtig noch nicht los gegangen war.
Also konnte das Go für die PDA gegeben werden. Das Team war schnell da. Mein Mann und ich hatten uns schon mit dem schriftl. Kram beschäftigt. Ich wurde aufgeklärt, alles wurde vorbereitet und ich eh mich versah, wurde die PDA gesetzt. Mein Mann wurde dafür rausgeschickt (sie hatten anscheinend Angst, dass er zusammen klappen würde). Meine Hebamme stand mir zu Seite, sprach mir gut zu. Das ganze Team kam sehr erfahrend rüber, was PDAs legen bei Gebärenden betraf. Aber klar, das war sicher nicht ihre erste PDA :)
Endlich die Erlösung. Obwohl es natürlich dauerte, bis die Wirkung sich voll entfaltete, was vom Team für 30 Min. kontrolliert wurde.
Mein Mann und ich sollten uns jetzt erst mal ausruhen. Dafür gab uns meine Hebamme 2 Std. Zeit. Zwischen durch wurde einmal getastet, da war der Muttermund schon auf 7 cm geöffnet.
Wirklich schlafen konnten wir allerdings nicht, aber wenigstens uns ausruhen.
Gegen 12.30h holte mein Mann mein Essen von der Station, was er dann aß. Meine Hebamme schlug dies vor, da ich nichts essen wollte (sie hatte wohl im Blick, vorzubeugen, dass mein Mann nicht umkippen würde wegen Nährstoffmangel). Ich hatte zwischenzeitlich ein bisschen von einem Obstgläschen gegessen und Limonade getrunken. Mehr wollte ich nicht.
Dann wurde ich noch mal abgetastet: 
Muttermund war auf 8cm geöffnet. Die Wehen kamen jetzt alle 4-6 Min.
Meine Hebamme beschloss mir einen Wehentropf zu geben, um alles anzukurbeln. Einen Wehentropf war ich zwar sehr skeptisch gegenüber, allerdings war es ja keine Einleitung, wo keine Wehen vorhanden war, sondern eine Unterstützung. Außerdem bekam ich noch Globulis, die den Muttermund weicher machen sollten.
Mit dem Wehentropf bekamen wir nochmal etwas Zeit zum Ausruhen. Ein paar mal musste ich einen Bolus von der PDA bekommen, da die Wehen wieder schlimmer wurden. Ich saß in aufrechter Position, da ich so am besten mit den Wehen klar kam, sollte mich aber mal auf die linke Seite drehen, damit die Wehen besser arbeiten konnten. Der Druck nach unten, den ich bei jeder Wehe spürte, wurde dadurch schlimmer, aber das sollte es ja auch.
Ich wurde in der Zeit, seit die PDA lag, zwei mal einmalkatheterisiert, d.h. ich bekam für einen kurzen Moment einen Urinkatheter in meine Harnröhre geschoben, damit der Urin, der sich in meiner Urinblase befand, ablaufen konnte. Durch die PDA konnte ich nicht mehr so gut spüren, ob und wann meine Blase voll war, aber eine volle Blase ist auch immer schlecht für eine Geburt.
Die ganze Zeit zeigte die CTG-Kontrolle alles im grünen Bereich. Mit der Bauchballerina war alles in Ordnung.
Gegen 13.30h oder 14.00h wurde ich nochmal abgetastet mit dem Kommentar: "Mal sehen, ob wir der Kleinen jetzt auf die Welt helfen können." 
Und siehe da:
Ich bekam das Go zum Pressen. Meine Hebamme zeigte mir mit leichten Druck durch den Finger, wohin ich pressen sollte. Sie sagte zu mir, ich sollte schauen, ob mir das hilft oder ob mich das stört. Ich sagte ihr, dass ich ja wüsste, man soll so fest pressen, als hätte man ganz dolle Verstopfung. Da sagte sie mir, dass ich mir keine Sorgen machten sollte, dass ich Stuhlgang mit rauspresse, da sie beim vaginalen abtasten gemerkt hatte, dass man Darm leer war.
Ich sollte erst mal versuchen, die Wehen zu erkennen und dann zu pressen. Anfangs sagte ich noch ganze Sätze, wie: "ich glaub, da ist ne Wehe", irgendwann hauchte ich nur noch kurz: "Wehe!" und meine Hebamme antwortete jedes Mal: "Na dann los". Anfangs konnte ich durch den Druck des Kopfes gut erkennen, wann eine Wehe da war. Irgendwann war der Druck aber ständig da, sodass es mir schwer fiel, die Wehen zu erkennen und so presste ich auch manchmal, wenn gar keine Wehe da war.
Mein Mann stand im ersten Moment etwas hilflos neben uns, dann sagte ich ihm, er solle ruhig zu mir kommen. Beim Pressen hielt ich seine Hand und er half mir meinen Kopf auf die Brust zu nehmen, damit ich den Rücken rund machen konnte. In der Wehenpause streichelte er mir über den Kopf und sprach mir gut zu. 
Zunächst lag ich auf den Rücken, ging aber schnell in die linken Seitenlage. Mein rechtes Bein legte ich auf die Schulter der Hebamme und sie drückte mir das Bein in den Wehen an den Oberkörper. Ich selbst faste die Beine in der Kniekehle und zog die Beine in der Wehe an mich ran.
Ich neigte dazu, beim Pressen zu brummen. Die Hebamme bat mich, denn so ginge Kraft verloren und ich sollte meine ganze Kraft nach unten lenken.
Irgendwann holte die Hebamme die Ärztin dazu. Diese fing irgendwann an in den Wehen auch auf meinem Bauch zu drücken, was aber die Hebamme sie bat es zu lassen.
Die Hebamme sagte mir nach jeder Presswehe, dass das Köpfchen tiefer gerutscht war und "Haare, ich seh nur noch Haare". Wir würden wohl einen kleinen Haarschopf bekommen :)
Irgendwann sagte sie mir, dass schon ein teil des Kopfes rausschaut. Ich fragte ganz selbstverständlich: "Darf ich mal fühlen?" und so konnte ich das Köpfchen meines Babys fühlen.
Irgendwann später sagte mir die Hebamme, dass man noch mehr vom Köpfchen sehen könnte und nahm wie selbstverständlich meine Hand und lies mich nochmal fühlen.
Als das Köpfchen geboren wurde, musste ich ziemlich laut tönen. In der Wehenpause hat die kleine Raupe dann schon angefangen zu nörgeln. Mit der nächsten Pressewehe holte die Hebamme die Schulter raus und mit einem "flutsch" (ja, so fühlte es sich an), war der Rest des Körpers geboren, wo ich auch nochmal ordentlich tönen musste. Um 15.32h lag unsere kleine Raupe zwischen meinen Beinen.
Ich konnte leider nicht sehen, wir ihr Kopf geboren wurde, aber ich konnte sehen, wie meine Hebamme ihren restlichen Körper aus mir raus hob. Für meinen Mann war das alles faszinierend an zu sehen.
Zwei mal sagte mir die Hebamme, die kleine Raupe wäre gleich da. Da überkamen mich die Tränen vor Freude. Als sie dann da war, musste ich gar nicht weinen. Ich war einfach nur stolz auf meinen Mann und mich und auf die kleine Raupe und was wir geschafft hatten.
Im Kreißsaal gelten die Frauen, die von Hebammen aus dem Geburtshaus betreut werden, immer als besonders laut, so konnte ich später hören, wie die Hebammen aus dem Kreißsaal sagten: "da ist wieder eine Geburt aus dem Geburtshaus" und wusste, dass ich wohl sehr laut getönt hatte :)
Die kleine Raupe war zunächst ganz ruhig, es war aber alles gut. Meine Hebamme macht sie etwas sauber und legte sie mir Haut an Haut auf den Bauch. Da fing sie an zu schreien und zu nörgeln. Ich sprach ihr ganz viel zu, beruhigte sie und wir hießen sie auf der Welt bekommen. Mein Mann und ich waren hin und weg.
Ich wollte, dass sie selbst die Brust sucht und sich anlegt. Das klappte aber nicht so gut. Sie suchte zwar, aber schaffte noch nicht den Weg zur Brustwarze. Die Nabelschnur ließen wir auspulsieren bzw. als die Hebamme nach der Nabelschnur schaute, war sie schon auspulsiert. Sie klemmte sie ab und mein Mann schnitt sie durch.
Dann schaute die Hebamme nach der Plazenta. Die war schon gelöst, kam aber noch nicht raus. Es waren schon 30 Min. vergangen (so lange kam es mir seit der Geburt nicht vor), so half sie etwas nach. Es schwabbte erst mal eine Ladung Blut aus mir raus (das erste mal, dass Blut bei der Geburt floss), aber meine Hebamme versicherte mir, dass das normal sei und auch nicht schlimm. Die Hebamme kontrollierte die Plazenta und stellte fest, das sie vollständig war. Danach schaute sie bei mir nach Geburtsverletzungen (sie dachte eigentlich, dass der Damm gerissen war, da sie gemerkte hatte, das er ziemlich unter Spannung stand, war er aber nicht). Das war sehr schmerzhaft und meine Beine machten langsam nicht mehr mit (ich hatte sie angewinkelt aufgestellt und sie zitterten ohne Ende), so dass ich bat, sie mal ausstrecken zu dürfen. Ich hatte nur an den Schamlippen einen Riss. Die Hebamme sagte mir, dass sie das im Geburtshaus nicht nähen würden, die Ärzte im Krankenhaus das aber sehr gerne nähen, weil sie meinen, das würde so besser heilen. Aber beim urinieren tun die Nähte eigentlich mehr weh, als wenn man den Riss nicht näht. So beschlossen wir, dass die Risse nicht genäht werden. Und so war es für mich zumindest (ich hab ja keinen Vergleich) auch okay, da ich keinerlei Schmerzen hatte.
Meine Hebamme vermaß sie schnell und dann bekam ich sie zum anlegen. Da kam ein kleiner "Schock": 
Sie hatte tatsächlich 4 Kilo! 
Das war deswegen ein "Schock", weil sie auf so viel Gramm nicht geschätzt wurde. Selbst beim Ultraschall dort in der Klinik nicht. Sie wurde zw. 3000g-3500g geschätzt. Kommentar der Hebamme war vorm Wiegen: 
"du hast bestimmt um die 4 Kilo" 
und als sie sie gemessen hatte: 
"gut, dass du dein wahres Gewicht versteckt hast. Wer weiß, auf was für Ideen die Ärzte sonst gekommen wären". 
Sie spielte damit darauf an, dass heutzutage einer Schwangeren ganz schnell zum Kaiserschnitt geraten wird, wenn das Kind ein bestimmtes Gewicht hat, da dann viele meinen, dass Baby würde nicht durch das Becken der Mutter passen. Als ob generell ein Baby ab Gewicht XY standardmäßig nicht mehr durch das Becken einer Frau passt. Ich war und bin da aber auch sehr froh drüber, dass ihr Gewicht zu wenig eingeschätzt wurde genau aus diesem Grund. Jetzt kann mir keiner mehr erzählen, dass ein 4 Kilo Baby nicht durch mein Becken passt. 
Aber ich gebe auch nichts auf die Vermessung per Ultraschall, obwohl sie beim kleinen Indianer gepasst haben. Mein Gefühl sagte mir nur, dass sie eher zierlicher und kleiner wird. Zumindest lag ich damit richtig, dass die Vermessungen nicht stimmten :)
Ich fand auch, dass sie eigentlich genauso proportioniert aussah wie ihr Bruder bei der Geburt. Erst abends, als sie das erste mal wickelte, sah ich die Kleinen Speckröllchen. Ich sagte auch noch so, als sie gewogen wurden, dass kann ja gar nicht sein, sie sähe doch aus wie ihr Bruder. Kommentar der Hebamme: 
"ich glaube, du kannst dich nicht mehr richtig daran erinnern, wenn ihr Bruder aussah bei der Geburt" ;)
Die Hebamme machte vorm Vermessen noch Fotos von der kleinen Raupen, da konnte der Papa schon mal das erste mal "Probetragen", da sie unruhig wurde und die Hebamme aber noch kurz was holen musste.
Dann bekam ich sie zum anlegen. Ich legte mich auf die linke Seite und die kleine Raupe war ein Naturtalent. Es klappte sofort. Danach bekam sie noch die andere Seite.
Beim Ultraschall konnte ich öfters beobachten, wie sie Schluckbewegungen machte. Das gab mir ein gutes Gefühl, dass sie schon fleißig übt fürs Stillen. So bin ich dieses Mal mit einem richtigen guten Gefühl ans Stillen ran gegangen. Wobei ich ja auch einfach einen ganz anderen Wissensstand habe als damals beim kleinen Indianer und alleine dadurch sicherer bin. Aber auf meine zweite Stillgeschichte geh ich nochmal gesondert ein.
Wir hatten erst mal viel Zeit für uns und sagten unseren Eltern bescheid, dass die kleine Raupe da war. Wir hätten nach 2 Stunden schon auf die Station gekonnt, aber da die Hebamme noch den ganzen Papierkram erledigen musste, kamen wir gegen 18.00h auf Station.
Diesmal nahmen wir kein Familienzimmer, so kam ich auf ein zweier Zimmer. Mein Mann verabschiedete sich dann schnell, nachdem er meine Sachen etwas eingeräumt hatte, da er ja noch den kleinen Indianer abholen musste.
Ich wollte eigentlich ambulant entbinden, also nach 4 Std. nach der Entbindung nach Hause, aber durch die PDA musste ich 10 Std. bleiben und durch die Geburtszeit dann eine ganze Nacht, sonst hätte ich ja mitten in der Nacht entlassen werden müssen.
Die Nacht war wenig erholsam, die kleine Raupe war ganz friedlich, hat gestillt, geschlafen oder wir haben uns aufmerksam angeschaut und kennengelernt. Meine Zimmernachbarin brachte ihr Baby immer zum schlafen, legte es dann ins Bettchen und das Baby fing an zu schreien. Sie nahm es nicht raus, wollte es im Bettchen beruhigen, dass Baby schrie sich immer mehr in Rage bis sie es schließlich doch wieder raus nahm und das ganze began von vorne. Irgendwann bin ich erschöpft eingeschlafen, ich war schließlich fast 48 Std. ohne Schlaf auf den Beinen.
Morgens musste ich einmal zum Kinderarzt, die Visite stürmte zu ungewöhnlichen Zeiten gegen 8.00h rein, die kleine Raupe und ich bekamen Blut abgenommen (wegen dem Blasensprung) und als diese Ergebnisse da waren, konnten wir heim. Mein Mann kam einmal morgens um die kleine Raupe anzumelden und kam dann nochmal um uns abzuholen.
Wir waren genauso so zuhause, dass wir den kleinen Indianer von der Tagesmutter abholen konnten. Als er in die Wohnung kam, sah er die kleine Raupe erst gar nicht. Er wusste, dass Mama mit der kleinen Raupe im Krankenhaus war und dass die kleine Raupe jetzt nicht mehr in Mamas Bauch war. Ich machte ihn auf sie aufmerksam und schon war er Feuer und Flamme. Ich werde noch ein anderes Mal ausführlicher auf die neue Geschwisterbeziehung eingehen.

Ich bin trotz der PDA und dem Wehentropf richtig stolz auf dieses Geburtserlebnis und fühle mich mit allem richtig gut, nicht so verkehrt und unvollständig wie nach dem Kaiserschnitt. 
Ich hätte es mir gerne "natürlicher" gewünscht, hatte mich auch mit Hypnobirthing auseinander gesetzt, was mir auch in bestimmten Situationen geholfen hat, vor allem eine allgemeine Entspannung und Gelassenheit zu haben, habe mich außerdem vorbereitet mit Akupunktur, Himbeerblättertee gemischt mit Frauenmanteltee und Dammmassagen und finde auch, mir hat alles geholfen und ich würde es wieder so machen. Ich habe die Schmerzen und mein Aufgeben nicht vergessen und spiele es auch nicht runter, die Zeit war für mich nicht einfach. Dennoch war die Geburt so, wie sie war, letztlich perfekt.

Das wichtigste jedoch zu allem war, dass ich meine eigene Hebamme bzw. Hebammen hatte, die mir Zeit gegeben haben, die genau im richtigen Maß interveniert haben, mich mit nichts verunsichert haben und keine Fehlentscheidung getroffen haben. Trotz, dass ich irgendwann ziemlich verkabelt war, hat mich das nicht gestört. Ich war eher sehr froh, dass ich die Position einnehmen konnte und aushalten konnte, die mir am liebsten war. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wenn ich ohne Beleghebamme im Krankenhaus gewesen wäre, wie lange sie mir nach dem Blasensprung Zeit gegeben hätte, bis richtig Wehen hätten kommen müssen und wann sie wie eingegriffen hätten um Wehen auszulösen. Eine Hebamme, die eigentlich außer klinisch tätig ist, geht ganz anders an die Dinge ran, hat ganz andere Erfahrungen und Möglichkeit und weiß sehr gut, wie sie was einschätzen muss im Gegensatz zu reinen Klinikhebammen, die oft unter Zeitdruck stehen und unter Druck, dass die Geburt voran kommt. Das ist zumindest meine persönliche Erfahrung aus zwei Schwangerschaften/Geburten. Außerdem bin ich sehr froh darüber, meine Hebammen durch die Vorsorge schon kennengelernt zu haben, die Hebammenvorsorge wahrgenommen zu haben und auch in der Nachsorge von ihnen betreut zu werden. So ein "Komplettpaket" gibt einem als Schwangere und Frischgebackene Mama viel Sicherheit.

Der errechnete Termin war der 21.04.2016 Ich hatte erst 1 Jahr zur Verhütung und dann zum Kinderwunsch meinen Zyklus beobachtet und ausgewertet (Natürliche Familienplanung) und konnte anhand dessen auch den Geburtstermin bestimmen. Dort fiel der Geburtstermin auf den 25.04.2016, wo sie letztlich auch geboren wurde.

Heute ist die Geburt schon über 2 Wochen her <3

Eure Franzi

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