Samstag, 6. September 2014

Eine Bloggerfreundin erzählt ihre Erfahrung zum Thema "Fremdbetreuung"

Und ich erzähle in dem Zusammenhang unsere Erfahrung dazu.

Nun ist es so weit
Ich muss bald wieder arbeiten und mein im Nov. 2 Jahre alter Sohn muss in die Betreuung.
Eigentlich war die Betreuung familiär gedacht, leider lässt sich bei mir auf der Arbeit alles doch nicht so flexibel gestalten, wie erhofft. Also muss eine Tagesmutter her und auch ein Babysitter, der wegen meinem Schichtdienst und den Arbeitszeiten meines Mannes bestimmte Zeiten überbrücken muss. 

Meine Bloggerfreundin „Elternutopia“ hat bereits im Bezug auf meine Stillgeschichte in ihrem Blog etwas zu ihrer Stillerfahrung geschrieben:

Nun hab ich mir einen Artikel von ihr über das Überthema „Fremdbetreuung“ herausgesucht und wollte in dem Zusammenhang über unserer Erfahrung schreiben und auch auf ihren Bericht eingehen/mit einbinden.

Das Kind soll/muss in eine Betreuung. Für manche Mamas ist das gar nicht so sehr etwas „Besonderes“. Für manche Mamas (so auch für mich und auch für meine Bloggerfreundin „Elternutopia“) gehen damit sehr viele Sorgen und Fragen einher:

Wird mein Kind die Trennung von mir schaffen?
Schaff ich die Trennung von meinem Kind?
Wie schaffen wir die Eingewöhnungsphase?
Wie wird es für mich sein, wenn mein Kind nicht mehr mein kompletter Lebensinhalt sein wird?
Freu ich mich auf die mehr Zeit für mich?
Wie werden auf die Bedürfnisse/Gewohnheiten meines Kindes eingegangen?
Wie kommt es damit klar, dass bestimmte Dinge ohne mich/uns stattfinden werden?
Bin ich auf einmal bei meinem Kind abgeschrieben?

Und das ist ehrlich gesagt nur eine „kleine“ Auswahl :)

Auch meine Bloggerfreundin „Elternutopia“ hat sich damit im Zusammenhang zu ihrer Situation auseinandergesetzt:

Das Thema „Fremdbetreuung“ fängt ja schon in der Schwangerschaft an, wenn man die Elternzeit plant.
Ich wollte immer mind. 2 Jahre zuhause bleiben. Da wir dann aber dachten, dass wir mit dem Geld nicht auskommen (man bekommt in zwei Jahren genauso viel Geld wie in einem Jahr, entweder im ersten Jahr den vollen Betrag pro Monaten und im zweiten Jahr gar nichts, oder man lässt sich im Monat die Hälfte auszahlen und bekommt es dann über beide Jahre ausgezahlt. Im dritten Jahr bekommt man prinzipiell nichts) einigten wir uns auf ein Jahr.
Damit waren wir nie zu frieden.
Also einigten wir uns doch auf zwei Jahre und das Elterngeld sollte über zwei Jahre bzw. die Hälfte im Monat ausgezahlt werden.
Damit fühlte ich mich wohl, obwohl ich mittlerweile gerne noch länger zuhause bleiben wollen würde oder wenigstens nur minimal arbeiten gehen wollen würde (Ab Januar arbeite ich zu 75% im Schichtdienst).

Schon mit knapp 3 Monaten meldeten wir unseren Indianer in einem Kindergarten an. Eigentlich ab Sommer 2015 (dann ist er noch 2), aber wegen den ganzen U3-Plätzen, die den Eltern jetzt zustehen, entschieden wir uns für Sommer 2016, damit im Bezug auf den U3-Platz nicht zu sehr unter Druck kommen oder eben einer anderen Mama den Platz wegnehmen, die ihn nötiger hat als wir.
Außerdem denken wir, ist er auch erst mal bei einer Tagesmutter besser aufgehoben, weil wir Angst haben, dass er im Kindergarten/Kindertagesstätte untergehen könnte (er brauch viel Zuwendung/Aufmerksamkeit)

Ich beschäftigte mich dann mit Tagesmüttern und war von allem so erschlagen und damit überfordert, dass ich meine Schwester fragte, ob sie nicht auf den Kleinen aufpassen könnte. Allerdings ginge das nur, wenn ich bei mir auf der Arbeit bestimmte Bedingungen schaffen könnte.
Ein halbes Jahr bevor ich wieder anfing zu arbeiten hatte ich dann auf der Arbeit ein Gespräch um zu besprechen, wie es weiter gehe sollte nach meiner Elternzeit. Dabei kam heraus, dass es sich alles nicht so einfach gestalten lässt wie erhofft und somit war meine Schwester wegen der Betreuung raus.

Also mussten wir eine Tagesmutter suchen.
Dabei kam dann aber gleich noch ein anderes Problem auf uns zu, denn die meisten Tagesmütter arbeiten nicht so, wie wir es für uns brauchen. Also mussten wir uns auch auf die Suche nach einem Babysitter machen.

Wir haben zu erst versucht, eine Tagesmutter auf eigene Faust zu suchen. Dann bekam ich den Tipp, mich an Organisationen wie AWO oder Diakonie etc. zu wenden.

Wir kamen viele Tagesmütter vorgeschlagen. Bei vielen gabs schon von den Betreuungszeiten allgemein Schwierigkeiten, denn es wäre ja schon gut, wenn sie prinzipiell auch zu „außergewöhnlichen“ Zeiten betreuen würden, also im Notfall, bei manchen war es zum Beispiel üblich, Freitags kürzer zu betreuen, was dann ja auch nicht so gut passt.
Ehrlich gesagt, finde ich das echt… ich weiß gar nicht, wie ich das finden soll. Überall wird damit geworben: „wir helfen Ihnen Arbeit und Familie miteinander vereinbaren zu können“ und dann hat man schon Glück, wenn von 7.00h bis 17.00h betreut wird und so war es auch mit den Tagesmüttern.
Und natürlich ist auch die Sympathie wichtig. Solange mir die Tagesmutter sympathisch ist, würde ich sogar für uns schlechte Betreuungszeiten in Kauf nehmen, als eine Tagesmutter, die zwar so betreut, wie wir es bräuchten, ich aber eigentlich ein schlechtes Gefühl dabei habe, mein Kind dort hinzubringen.
Andere wichtige Punkte werden einen erst mit der Zeit klar.

Die erste Tagesmutter war bei mir an der Arbeit und wir waren uns direkt sympathisch und sie war auch direkt in den kleinen Indianer verliebt. Allerdings kann man an meiner Arbeit schlecht parken, so muss ich an Arbeitstagen einmal übers Gelände laufe (großes Gelände) und an freien Tagen wäre der Bus besser, wo dann ja mit der Zeit noch viele Fahrtkosten wieder dazu kommen würden. Und sie ist alleine bzw. hat auch keine andere Tagesmutter in der Nähe, die mal einspringen könnte falls nötig.
Glücklicherweise hatte ich viele Tagesmütter auch bei uns in der Nähe zur Auswahl.
Eine war nur eine Minute Fußweg von uns weg und sie waren zu Zweit. Da waren wir sehr von angetan, aber diese lehnte uns ab.
So hatten wir noch eine Tagesmutter, die auch keine 2 Minuten Fußweg von uns weg wohnt. Da war mir total sympathisch, dass sie sofort versuchte, mit dem kleinen Indianer zu spielen und auch lange zu spielen. Wir hielten uns dabei im Hintergrund und das klappte schon super. Die würde nachmittags/abends auch mal länger betreuen, ist aber auch alleine.
Dann waren wir noch bei zwei Tagesmüttern, die zusammen betreuen. Zurzeit noch bei uns in der Straße, ziehen aber evtl. um (+/- 15 Min. Weg zu Fuß), was aber auch auf dem Weg zur Arbeit liegen würde und machbar wäre. Sie hätten auch noch zwei weitere Tagesmütter, die einspringen könnten, sollten sie mal beide krank sein. Sie unternehmen sehr viel und machen dabei dann auch viele Fotos, „üben“ mit den Kindern zum Beispiel das Bahnfahren und sind mit Herzblut dabei (so unser Eindruck). Sind aber auch von den Betreuungszeiten nicht so sehr flexibel.

Zusätzlich kam die Suche nach einem Babysitter.
Viele hatten Interesse, viele sagten ab, wenn sie erfuhren, um welche Zeiten es sich handelte und wenn das aber okay wäre für sie, kam kurz drauf irgendetwas, was nicht so passte. Oder für uns kamen Dinge ins Spiel, die für uns nicht so passten.
Eine junge Frau hatten wir zum kennen lernen zuhause, allerdings passte da die Sympathie überhaupt nicht. Auch wenn wir bis jetzt niemand anderen haben, passt das ja dann auch nicht.
Einige andere wollten auch vorbei kommen, aber da kam immer irgendwie was kurzfristig dazwischen und verlief letztlich ins Leere.

Eine Tagesmutter hab ich privat kennengelernt, die sitzt allerdings weiter weg, aber diese bot an, den Indianer zu nehmen, wenn wir nichts anderes finden würde und das auch so, wie wir uns das vorstellen.

Zu Beginn unserer Suche hatte ich viele Sorgen, wie unser Kleiner das so aufnehmen würde, nicht mehr ständig mit mir zusammen zu sein und wie man in der Betreuung mit ihm umgehen würde/auf seine Bedürfnisse eingehen würde.

Denn er war immer ein sehr Nähe bedürftiges Kind. Er bekommt nachts die Flasche bzw. nach Bedarf/wie er es brauch, er schläft mit uns im Bett, er brauch abends Begleitung in den Schlaf und das man bei ihm bleibt, mittags schläft er selten (lange) ohne uns und wird auch noch gerne viel getragen. Das erste Jahr konnte ich ihn zuhause quasi selten ablegen, er wollte ständig bei mir sein oder ist mir, als er mobil wurde, direkt hinterher, wenn ich den Raum verlassen hab.
So mit einem halben Jahr fing er an zu fremdeln, meistens bei Schüben. Er brauchte immer lange, bis er bei anderen zuhause oder wenn Besuch da war, sich von uns lösen konnte.
Ca. mit einem Jahr kam die Trennungsangst dazu. Das hieß, dass er bei der kleinsten Andeutung der Trennung „total durchdrehte“. Sogar wenn ich uns beide fertig machte um rauszugehen, klammerte er an mir, wenn er merkte, ich machte mich fertig, weil er dachte, ich lass ihn alleine zurück.
Ca. vom 3.-6. Monat musste ich ihn oft innerhalb der Familie abgeben, wegen Bauarbeiten bei uns zuhause.
Zu der Zeit, wo die Trennungsangst kam, mussten wir ihn ca. einmal wöchentlich auch innerhalb der Familie abgeben, weil wir umgezogen sind.
Ich wusste aber ganz genau:
Es ist jetzt noch einmal richtig schlimm, aber danach wird er langsam selbstständiger und wird sich abnabeln bzw. in manchen Situationen abnabeln und dafür in anderen Situationen „anhänglicher“ werden.
Dennoch konnte ich mir bis dahin nicht vorstellen, dass er in eine Betreuung gehen würde.
Aber es kam so, wie ich wusste, dass es kommen würde und unabhängig von der Situation, dass ich wieder arbeiten gehen muss, merkte ich, er muss woanders hin, er brauch Kontakt zu anderen Kindern, uns beiden würde eine gewisse Trennung am Tag gut tun. Leider kann man sowas nicht voraussehen, wann das Kind dann bereit ist betreut zu werden, und dann kann man auch keinen Betreuungsplatz hervorzaubern.

Prinzipiell mag ich den Begriff „Fremdbetreuung“ nicht. Dieser Begriff hört sich so negativ an und viele sehen es ja auch als negativ, das eigene Kind bis zu einen bestimmten Alter regelmäßig/jeden Tag betreuen zu lassen. Das finde ich persönlich nicht richtig, sondern man muss aufs Kind selbst eingehen. Man kann nicht pauschal sagen, dass ein Kind bis Alter X regulär nicht für eine Betreuung geeignet ist.

Dazu muss ich noch einen kurzen Exkurs zum „Attachment Parenting“ (AP) machen.
Das ist die Philosophie: „Attachment Parenting geht davon aus, dass jedes Kind ein Bedürfnis nach Vertrauen, Zuneigung und Empathie hat und dass die Eltern die Entwicklung dieser Eigenschaften fördern müssen. So wird das Kind später in der Lage sein, stabile und dauerhafte Beziehungen aufzubauen. Es ist eine intuitive Art der Erziehung, bei der das Kind umsorgt und ungewünschtes Verhalten auf gewaltfreie Weise korrigiert wird. Diese Philosophie zeigt, dass mit einem liebevollen, schützenden Umfeld die Grundlage für ein erfolgreiches Leben im Erwachsenenalter gelegt wird. Ein so erzogenes Kind wird als Erwachsener unabhängig, emotional stabil und glücklich sein.“
Für viele heißt dies, es ist nur richtig, wenn das Kind immer die Nähe zu den Eltern hat und an einen gebunden ist, denn ein Kind würde freiwillig nie die Variante wählen, die es von seinen Eltern weiter entfernt hält.
So ist es mit der Fremdbetreuung, so „verabscheuen“ viele AP-Eltern den Kinderwagen, denn nur tragen ist richtig, so führt man die Beikost richtig Beikost ein, wenn man "Baby Led Weaning" und "Breikost" ist IMMER falsch, Stillen ist immer richtig, Flasche ist immer falsch (da beides vor allem als nicht selbstbestimmt angesehen wird), das Baby in Windeln zu wickeln ist nicht richtig, sondern Windelfrei (selbst Stoffwindeln werden dann oft als „falsch“ angesehen, denn es ist menschenunwürdig, das Kind in seinen eigenen Extremente liegen/sitzen zu lassen) und auch schlafen ist nur richtig bei den Eltern, außerhalb des Elternschlafzimmer ist es immer falsch.
So sehe ich das nicht.
Es ist richtig, wenn mein Kind mir zeigt, dass es das so brauch. Punkt.
Dazu gehört auch, dass mein Kind im Buggy vorwärts sitzen will, auch wenn es in dem Alter als schlecht gilt und andersrum auch, wenn mein Kind im Buggy unzufrieden ist und stattdessen getragen wird.
Außerdem finde ich, kann und muss man nicht in vollen Zügen NUR auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen. Jeder ist ein Mensch und auch ich sage mal, dass ich eine Pause brauche oder dass der Indianer von der Familie betreut wird, wenn Mama und Papa MAL Zeit als Paar haben möchten und zum Beispiel essen gehen möchten. Genauso gehört es dazu, dass man seine Pläne manchmal über Bord werfen muss, weil das Kind plötzlich zahnt oder krank ist und man nicht weggehen kann.
Ich finde es wichtig, dass ein Mensch auch lernt, dass es Situationen gibt, wo es selbst zurückstecken muss, weil etwas anderes/jemand anderes in dem Moment „wichtiger“ ist bzw. respektiert wird, dass jemand anderes das grade nicht will, was es selbst will. Man bekommt es einfach nicht hin, dass jeder in vollen Zügen seine Bedürfnisse befriedigt bekommt ohne dass jemand anderes dafür seine Bedürfnisse zurück stecken muss. Außer es sind die Eltern. Und das weiß ich selbst, geht auch irgendwann schief, wenn immer nur einer zurückstecken muss (egal ob Kinder oder Eltern).

Und (um wieder auf die Fremdbetreuung zu kommen): 
Man muss auf das Kind schauen und auf die eigene Situation. 
Wenn es nötig ist, dass die Mama auch Geld verdienen muss, muss das Kind in die Betreuung, genauso wie wenn ihm mit 1 ½ Jahren Betreuung gut tun könnte, kann man auch Stundenweise das Kind zur Betreuung schicken, auch wenn die Mama zuhause ist.

Deswegen sehe ich mich schon als AP-Mama und uns als AP-Eltern, aber eben nicht „hardcore“, sondern auf unsere Weise.

(ich hab jetzt viele „Flosken“ reingeworfen und nicht näher erklärt, ich werde aber mit der Zeit auf das Thema noch näher eingehen, ansonsten bitte einmal selbst darüber informieren)

Letztlich entschieden wir uns dann für die Tagesmutter, die zwar alleine ist, aber in unserer Nähe wohnt. Wir fragten sie noch, ob sie auch Übernachtungen machen würde und das würde sie machen. Das heißt, wir hätten ja alle Zeiten abgesichert. Dort lebt auch ein Hund, der sich aber getrennt von den Kindern in der Wohnung aufhält, dass kennt der kleine Indianer von meiner Schwester. Wir denken, es ist der beste Kompromiss und wir werden da sehr zufrieden sein.
Einen Babysitter brauchen wir noch bzw. suchen weiter, denn optimal wäre es ja schon, aber eben kein Muss.

Die Arbeit ist wenig flexibel (denn dann ist man ja selbst nicht flexibel einsetzbar) und ich habe mich anfangs schon „bestraft“ gefühlt, ein Kind bekommen zu haben und Arbeiten gehen zu müssen.

Man müsste ein Stange Geld verdienen/an eine Stange Geld kommen, um sagen zu können, ein Elternteil kann (überwiegend) zuhause bleiben oder eben schauen, dass man sich seinen Berufsleben so gestaltet, dass es sich vereinbaren lässt, denn für mich kommt die Familie definitiv vor dem Beruf. 

Eure Franzi

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