Montag, 4. August 2014

Mein Geburtserlebnis Kaiserschnit

(das mich nicht los lässt)


Etwas, an dem ich neben dem misslungen Stillen auch sehr dran zu knabbern habe, war mein Kaiserschnitt.
Meine Schwangerschaft verlief gut.
Mein Sohn lag immer mal anders, aber irgendwann lag er nur noch in der Beckenendlage (BEL). Was ja soweit nicht schlimm war, versicherte mir mein Arzt und sich auch noch ändern könnte.
Jedoch als ich so in den letzten 6 Wochen der Schwangerschaft war, kam es dann, dass diese Lage doch nicht mehr so toll war.
Mein Arzt sagte mir, ich solle versuchen unseren Sohn anzuregen sich zu drehen. Dafür sollte ich zu einer Hebamme gehen. Ich wollte es damals nicht, hab versucht zuhause mit der indischen Brücke und dem Vierfüßlerstand ihm zum Drehen zu bekommen. Ich wusste, egal was wir machen, er wird sich nicht drehen, er lag ja auch schon lange so. Gehofft hab ich es trotzdem.

Als meine Nachsorgehebamme zum ersten Gespräch da war, hat sie meinen Bauch abgetastet und mir gesagt, er läge richtig in der Schädellage. Danach habe ich logischer Weise nichts mehr gemacht, er lag ja richtig. Ich hatte auch selbst das Gefühl, dass es so war, da ich viel Action in meinem Bauch wahrnehmen konnte.

Zu meinen nächsten Frauenarzttermin bin ich voller Vorfreude gegangen. Überzeugt, mein Kind läge richtig, ich war davon total überzeugt.
Als mich der Arzt vaginal abtastete, meinte er auch, dass sich das so anfühlt. Nur leider zeigte der Ultraschall dann etwas anderes.
Er lag in der BEL.

In dem Haus, wo ich entbinden wollte, wurden keine Spontangeburten bei BEL gemacht. Sie boten nur eine äußere Wendung an.
„Die äußere Wendung ist ein Begriff aus der Geburtshilfe, der die manuelle Veränderung der Lage des Kindes in der Gebärmutter aus der Steißlage oder Querlage beschreibt. Dabei versucht ein sehr erfahrener Geburtshelfer das Kind von außen durch die Bauchdecke zu drehen. Das Kind soll in der Gebärmutter eine „Rolle“ machen, damit es von der Steiß- in die Schädellage wechselt.
Das erfordert viel Erfahrung und entsprechende Vorsicht. Die Erfolgsquote beträgt etwa 60 bis 80 %. Mögliche Komplikationen werden in der Literatur mit etwa 3 % angegeben und reichen von geringen vaginalen Blutungen über fetomaternalen Transfusionen bis hin zu einem vorzeitigen Ablösen des Mutterkuchens und Nabelschnurumschlingungen mit Abfall der kindlichen Herzfrequenz.
Zur Sicherheit sollte deshalb bei jeder äußeren Wendung ein komplettes OP-Team bereitstehen. Falls es zu einer der selten beschriebenen Komplikationen kommen sollte, erfolgt sofort ein Kaiserschnitt. Deshalb sollte der Eingriff auch erst nach der abgeschlossenen 37. Schwangerschaftswoche stattfinden, da hier von einer entsprechenden Reife des Kindes auszugehen ist.“ (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84u%C3%9Fere_Wendung)
So wurde mir es auch erklärt.
Dies war sowohl mir, als auch meinen Mann und auch meinen Arzt zu kritisch und uns auch suspekt.
Es gibt immerhin auch anatomische Gründe für die BEL. Wie zum Beispiel eine kurze Nabelschnur, die das Drehen ab einer bestimmten Größe und/oder je nachdem wo die Plazenta sitzt, verhindert. Ob wir uns dann damit wirklich einen Gefallen getan hätten, wussten wir nicht.
Mein Arzt erwähnte dann noch, dass unser Sohn evtl. schon groß war und es ja auch nicht viel bringt, wenn ich spontan gebären will und dann am Ende der Kopf nicht raus kommt.
Da ich wusste, dass eine Spontangeburt auch in der BEL ging, war das durchaus auch eine Option für mich. Ich wollte unbedingt Spontanentbinden.
Allerdings war es auch so: Auch wenn der Kaiserschnitt für mich ganz furchtbar war und das Letzte war, was ich wollte, war ein Notkaiserschnitt egal warum noch viel weniger etwas, was ich wollte. Ich war lieber drauf vorbereitet, wenn auch nicht glücklich.
Dies meinte auch mein Arzt bezogen auf die äußere Wendung. Er dachte, wenn ich die Wendung machen lasse und es klappt nicht und dann muss ein Notkaiserschnitt gemacht werden, verkrafte ich das nicht so gut, als wenn wir von vornherein einen Kaiserschnitt planen würden.
Also musste ein Kaiserschnitt gemacht werden.

Ich bin noch in der Praxis heulend zusammengebrochen. Das war das Letzte, was ich wollte. Der Arzt versuchte mich aufzumuntern. Er erzählte mir, was für ein einfacher Eingriff das wäre (wenn er geplant ist), so nach dem Motto, jeder könnte den durchführen.
Später erzählten mir so Viele:
das machen doch so viele Frauen von vornherein geplant
und das wäre ja angenehmer als eine Geburt
bzw. eine Geburt ist auch nicht immer angenehm.
Ich glaube bei dem Thema Geburt darf man den Aspekt, wie angenehm es ist/wird, nicht unbedingt am Meisten gewichten. Eine Geburt tut weh, ist anstrengenden. Es geht nur mehr erträglich oder weniger erträglich bis gar nicht erträglich. Aber dass es ein Zuckerschlecken wird, ist ja auch von der Natur nicht so vorgesehen.
Ich wollte meinem Kind/will meinen Kindern dabei helfen, auf die Welt zu kommen. Sie dabei unterstützten und da sein. Genauso hab ich mir das auch immer sehr schön vorgestellt, wie mein Mann im Geburtsvorgang mit einbezogen wird. Er würde ja mir helfen unserem Sohn bei den Weg auf die Welt zu kommen zu helfen, unserem Sohn selbst würde er helfen den Weg auf die Welt zu finden.
Ich finde den Geburtsvorgang (vor allem, nach dem ich den Kaiserschnitt jetzt erlebt habe) sehr wichtig für Mama und Kind. Es gehört einfach dazu, ohne kann (nicht muss) sich einer von beiden oder beide unvollständig fühlen.
Ich bin danach mit dem Bus nachhause gefahren. Ich habe mich auf den hintersten Platz gesetzt, der frei war, wo ich möglichst alleine saß und habe mein Gesicht hinter den Haaren und der Hand versteckt, denn ich hab die ganze Zeit nur geweint. Als ich zuhause war und meinen Mann anrufen musste und es ihm erzählen musste, hab ich nur geweint und konnte es kaum erzählen. Ich wollte darüber nicht sprechen.

Ich erzählte es erst mal wenigen Leuten, denn wir mussten noch 2 Tage später zur Geburtsanmeldung und da würde es sich dann endgültig entscheiden, auch wann er denn geholt werden würde.
Da hatten wir uns dann dazu entschieden, es nur der engsten Familie und Freunden zu sagen bzw. zu schreiben, denn ständig drüber reden konnte ich definitiv nicht. Ich bat auch, dass mich keiner anrief oder mit mir drüber spricht, dass konnte ich nicht.
Mit der Zeit ergaben sich dann hie und da Gespräche darüber, aber eben überwiegend schriftlich, musste ich es verbal in Worte fassen, kamen mir direkt die Tränen.
Aber leider verstand nicht jeder mein Verhalten/Reaktion. Zum Teil wollte man mich nur aufmuntern im Sinne von: „bleib mal locker, das ist jetzt alles erst mal ganz furchtbar, aber wird schon“, aber leider übermittelt sowas eher: „stell dich nicht so an“, was dann doch etwas fehl am Platz war.

Mit den Menschen, die mir nahe stehen und mir wichtig sind, konnte ich auch darüber reden, wenn auch nur schriftlich oder verbal nur nach einer langen Verdauungsphase, und sie wussten alle, wie sie damit umgehen sollten. Und sie verstanden mich alle.
Alle waren ab fort an und vor allem da, als der Kaiserschnitt gemacht wurde, bei mir, bei uns, gedanklich, und haben auch ein Stück weit mit mir/uns zusammen gelitten.

Ich musste mich damit abfinden. Man würde mich aufschneiden und mein Kind aus mir rausschneiden. Und ich würde hilflos dabei sein und selbst nichts machen können (in dem Moment).
Ich musste nur daran denken und schon brach für mich wieder eine Welt zusammen. Sofort spürte ich an mir, wie man mir meinen Bauch aufschneiden würde. Es war sofort alles da, obwohl ich es noch nicht erlebt hatte.

Prinzipiell fand ich den Gedanken, dabei wach zu sein und mitzubekommen, wie das Kind auf die Welt kam, gut, aber der Aspekt, dass ich dann auch alles was die OP betrifft mitbekommen würde, hat mir Kummer bereitet.
Man liegt hilflos da und das Kind wird einem entnommen und nicht wie vorgesehen, man selbst hilft dem Kind auf die Welt zu kommen.

Jetzt lebte ich mit der Angst:
Was, wenn es doch früher los gehen würden?
Vor allem vor dem Blasensprung hatte ich echt Angst. Dann wäre es zum Notkaiserschnitt gekommen (wenn er sich nicht doch noch gedreht hätte) und wenn er dann nicht ins Becken rutschen würde, wäre das alles auch wirklich nicht so gefahrlos (wenn das Kind nicht im Becken liegt, aber die Blase springt, ist das Risiko groß, dass die Nabelschnur vorfallen (Vor den Geburtskanal) kann).
Man bot mir im Krankenhaus an, mehrfach zu kontrollieren (musste ja ein Tag vorher auch nochmal hin und dann am Morgen vom Kaiserschnitt), wie mein Sohn lag, da es meine erste Geburt war und man dann ja den Kaiserschnitt noch absagen könnte, wenn er doch auf einmal richtig gelegen hätte.
Aber das wollte ich gar nicht mehr. Wenn er sich dann doch nochmal drehte, stand ich wieder mit der BEL da. So wusste ich, dann ist es dann geschafft und fertig.

Wehen hatte ich auch nicht wirklich vorher, bis auf Übungswehen. Ich würde es auch so einschätzen, dass unser Sohn auch noch nicht im Becken saß.
Es waren also noch keine Anzeichen für den Beginn einer Geburt da und im Nachhinein wurde mir klar, dass wir den kleinen Indianer auch viel zu früh haben holen lassen. Denn man hat die erste Zeit gemerkt, dass er nicht richtig angekommen war auf der Welt und noch Zeit gebraucht hätte. Aber das ist ein anderes Thema, was ich ein anderes Mal erläutern werde :)

An Tag vorher mussten wir also nochmal ins Krankenhaus. Ich durfte dann aber nochmal nach Hause und dort für die Nacht bleiben.
Der Termin war nachmittags und wir waren ein paar Stunden da, so dass wir am frühen Abend zuhause waren und die letzten Stunden, und vor allem die letzte Nacht, ohne Kind genießen konnten.
Komischerweise, habe ich die Nacht vor der Voruntersuchung total schlecht geschlafen. Die Nacht vorm Kaiserschnitt ging aber vom Schlafen her recht gut.

An dem Tag der Tage sind wir schon um 7h ins Krankenhaus, da ich die Erste war, die dran kam, und wie wir später merkten, auch die Einzige, die an diesem Tag einen geplanten Kaiserschnitt bekommen würde.
Wir sind in den „Aufwachraum“ gegangen. Ich hab mich umgezogen und hab noch ein CTG und ein Ultraschall bekommen.
Danach kam der Anästhesiepfleger, legte mir zwei Zugänge und ließ mir schon mal etwas Flüssigkeit zukommen in Form einer Infusion.

Mein Mann wollte natürlich dabei sein.
Als ich in den OP geschoben wurde, konnte er sich umziehen.
Ich saß da noch ein bisschen rum im OP, sah zu, wie die OP-Schwestern alles vorbereiteten, der Anästhesiepfleger unterhielt sich mit mir, da er wusste, dass ich auch Krankenschwester bin und verkabelte mich mit allem, was ich brauchte.
Dann wurde mir die Spinalanästhesie von einem Anästhesieassistenten gelegt, die Oberärztin war dabei.
Das Piksen am Rücken (es wird zwar Umgangssprachlich „Rückenmarkspritze“ genannt, aber sie wird in den Subarachnoidalraum in Höhe der Lendenwirbelsäule gespritzt. Das Rückenmark ist selbst nicht betroffen. Die Signalüberleitung von den aus dem Rückenmark ausgehenden Nerven wird gehemmt) war sehr unangenehm und als die Anästhesie saß, musste ich mich schnell hinlegen (mit Hilfe) und mein Po war schon wollig warm.
Dann wurde immer wieder kontrolliert, wie weit die Betäubung fortgeschritten war, indem ich an verschiedenen Körperstellen mit kalten Wasser angespritzt wurde und ich musste sagen, ob und wie ich das noch Spüre. Währenddessen wurde das OP-Feld vorbereitet.

Als sie quasi schon anfangen wollten kam dann noch von jemanden:
„will ihr mein Mann dabei sein?“
„ähm, ja?“
„oh dann holen wir ihn schnell noch rein“.
Bis der Kleine da war verging wenig Zeit, mein Mann kam quasi grad noch rechtzeitig.

Ich spürte noch „Berührung“ an den Beinen (meine Füße hingen hinten über den OP-Tisch drüber. Wenn jemand nah am Tisch vorbei ging und meine Füße streifte, konnte ich spüren, dass sich dadurch die Beine bewegt haben, konnte aber nichts machen und hab auch sonst vom Kaiserschnitt nichts gespürt), so als wenn alles eingeschlafen war.
Ich spürte auch, wie sie mich/meinen Körper rüttelten, um den Kleinen aus mir rauszuholen.
Mein Mann sprach mir die ganze Zeit liebevoll und gut zu.

Der Kleine war noch nicht ganz draußen, da schrie er schon und die Hebamme sagte:
„es ist ein Junge, ein wunderschöne Junge“
und wir beide fingen schon an zu weinen vor Glück.

Dann wurde der kleiner Indianer uns kurz gezeigt, kurz durchgecheckt, danach sind sie mit ihm wieder gekommen und er wurde mir auf die Brust gelegt. Mein Mann hielt ihn fest, da meine Arme beide links und rechts festgebunden waren.
Es kam mir eine Ewigkeit vor, ihn da liegen zu haben und betrachten zu können. Er griff mit seinen Fingerchen in meinen Mund. Seine erste Kontaktaufnahme.

Dann ist mein Mann mit ihm rausgegangen. Wir hatten das vorher so besprochen, dass er mit ihm geht. Obwohl er in dem Moment gezögert hatte, ob er nicht doch bei mir bleiben sollte. Aber ich fand es wichtiger, dass der Kleine nicht ohne einen von uns war.

Mein Mann erzählte mir später, dass er ihn mit der Hebamme vermessen und angezogen hatte, auch ein Foto gemacht hatte und das eins der Ohren noch aus dem Mutterleib umgeknickt war.

Ich wurde zugenäht. Das dauerte sehr lange. Sind ja viele Schichten:
Die Gebärmutter,
mehrere Schichten Muskeln,
das Bauchfell
und auch mehrere Schichten Haut.
Das macht eigentlich den längsten Teil des Kaiserschnitts, wenn er so verläuft wie bei mir, aus.
Ich war fix und fertig, bin immer wieder fast eingeschlafen. Wollte es aber nicht, weil ich dachte, dann würde ich bewusstlos werden.
Ich lag da wie an ein Kreuz genagelt.
Mein Blutdruck ist einmal eingesackt, dass ich was bekommen hab. Da hab ich dann am Schluss quasi beim umbetten gleich nachgefragt, was denn los war und was ich bekommen hab.
Mir wurde aber gesagt, dass es nichts Schlimmes war und durchaus normal.

Ich wurde von allem befreit, was ich nicht mehr brauchte und musste noch in mein Patientenbett umgebettet werden. Danach kam ich dann wieder in den "Aufwachraum", wo mein Mann schon mit dem Kleinen auf dem Arm kuschelnd da saß.
Mein Mann erzählte mir, dass er mit unserem Sohn gesprochen hatte und gesagt hatte, was die Mama alles auf sich nimmt für ihn und wie froh und glücklich wir sind, dass er endlich da ist.

Nach dem ersten Anlegen kam er dann erst mal kurz auf die Neugeborenenstation und ich dann aufs Zimmer. Wir hatten aber bestimmt 3 Stunden Zeit für uns, die Zeit verging aber sehr schnell.
Nach ca. ner Stunde riefen wir unsere Eltern an. Sonst sagten wir noch niemanden Bescheid. Meine Eltern kamen direkt vorbei und brachten mich quasi mit auf mein Zimmer.

Als wir im Zimmer angekommen war, ich eine Kleinigkeit essen durfte und wir zur Ruhe kommen konnten/uns eingelebt hatten, sagten wir allen anderen wichtigen Personen Bescheid und machten es auch öffentlich.
Wir hatten ein Familienzimmer.

Den ersten Tag war ich ziemlich eingeschränkt, hatte Bettruhe, konnte nicht so, wie ich wollte und beim Stillen gab es ja auch Probleme. Abends bin ich aber schon zusammen mit Schwestern aufgestanden und sogar ein paar Schritte gelaufen. Aber die Narbe zog schon heftig bei Aufstehen.
Ich schwitze super viel an dem Tag, um meine geringen aber vorhandenen Wassereinlagerung loszuwerden.
Einen Hustenanfall bekam ich abends auch noch und bin vor Schmerzen fast gestorben.
Die Nacht war furchtbar, der Kleine war nur am Schreien und das besserte sich auch erst mal nicht.

Am nächsten Morgen konnte ich mich schon am Waschbecken versorgen, bekam meinen Blasenkatheter entfernt und durfte mich danach frei bewegen, tat dies aber noch etwas wackelig und eingeschränkt.

Ab den nächsten Tag, wo ich endlich duschen gehen konnte und eigene Sachen anziehen konnte, gings mir super. Ich bin rumgelaufen und hab mich frei bewegt, hatte kaum noch Schmerzen oder war groß eingeschränkt
Die Ärztin war total baff, als sie mich bei der Visite im Schneidersitz auf dem Bett sitzen sah und dann erfuhr, dass der Kaiserschnitt erst zwei Tage her war.

Mit dem KS kam ich körperlich echt gut zurecht. Als ich endlassen wurde und zum Auto laufen musste, war es schon komisch so lange zu laufen und ich hatte mehrfach Angst, meine Narbe wäre aufgegangen.

Ich hatte mir vorher aus der Familie Hilfe für zuhause organisiert. Ich wusste ja nicht, wie es mir gehen würde. Da es mir aber gut ging, gestaltete das sich eher wie ein Treffen unter Freunden. Viel Hilfe wegen dem Kaiserschnitt brauchte ich nicht.

Ich glaube, mein Körper hat den Schwerpunkt auf die Genesung nach dem Kaiserschnitt gelegt, weswegen auch das Stillen bei mir in den Hintergrund gelang, ich hatte dafür keine Kraft. Ohne Stillen ist mein Kind auch groß geworden, aber wäre es mir körperlich schlecht gegangen wegen dem Kaiserschnitt, wäre die ganze Versorgung von ihm in Gefahr gewesen.

Ich war erst mal zwar nicht glücklich, aber mir ging es gut mit dem Kaiserschnitt. Hatte sogar eine kurze Zeit, wo ich dachte, ich bräuchte das gar nicht, also Spontan entbinden. Schnell war mir aber klar, jetzt wars okay, aber nochmal brauch ich das nicht.

Meine Narbe heilte total gut. Ich hatte einen selbstauflösenden Faden, dennoch musste meine Nachsorgehebamme einen Stück Faden noch entfernen.
Die Narbe war lange noch taub und empfindlich, zum Beispiel wenn mein Sohn beim Wickeln gestrampelt hat und da gegen gestrampelt hat, tat es immer etwas weh. Die Taubheit wurde aber weniger und auch die Schmerzen.
Heute habe ich nur noch ein minimales Taubheitsgefühl. Auch sehen kann man die Narbe kaum noch. Sie sitzt ja eh tief, fast schon im Intimbereich, wo man sie also im normalen Alltag eh nicht sehen kann.  Sie ist aber auch nicht mehr so rot wie am Anfang.

Zu dem Zeitpunkt, wo mir das auch bewusst wurde mit dem Stillen, wurde mir bewusst, wie sehr mir die Spontangeburt fehlte.
Ich hatte bis dahin gedacht, das war alles einfach und leicht und hat mich gar nicht so belastet, wie gedacht. Dem war aber nicht so.
Mir fehlt der Zusammenhang. Mein Kind war da, aber der Weg dahin fehlte.
So passiert es mir heute noch manchmal, dass ich denke: „ wenn ich dann ein Kind hab… achja, mein Sohn ist ja schon da“ oder ich schaue meinen Sohn an und begreife gar nicht, dass er mein Sohn ist, weil mir das Geburtserlebnis fehlt.
Ich stelle mir oft vor, wie eine Spontangeburt gewesen wäre, träume davon, in vollen Zügen, also auch von den Wehen. Die hatte ich ja in dem Sinne auch nie. Ich habe nie eine richtige Wehe gespürt.

Es hört sich blöd an, aber es tut mir gut, auch zu wissen, dass dies auch andere Frauen so erlebt haben, dass ihnen etwas fehlt. Ich bin auch in entsprechenden Gruppen zum Austausch. Ich hab hier zuhause auch noch ein Buch liegen, was sich speziell mit der Thematik beschäftigt, aber das ist etwas, da kann ich erst anfangen, mich wirklich nochmal richtig damit auseinander zu setzen, wenn es so weit ist, dass wir noch ein Kind wollen.
Ich möchte mich bei der nächsten Schwangerschaft auch unbedingt mit Hypnobirthing beschäftigen. Das ist eine Hypnoseart für die Geburt, in die sich die Frau selbst versetzen kann oder mit Hilfe des Partners (so grob, bitte nochmal selbst nachsehen, wem es interessiert). Aber es beinhaltet auch die Angstbekämpfung vor der Geburt und das ist ja bei mir gegeben. Ich hab furchtbar schreckliche Angst vor weiteren Kaiserschnitten. Es muss mir ermöglicht werden, dass ich auch Spontan entbinden darf und kann.

Ganz furchtbar finde ich, wenn man sich so fühlt und dann so Sprüche kommen wie:
„aber dein Kind ist ja gesund, das ist die Hauptsache“
„Spontangeburten sind auch nicht immer schön“
„Meine Geburt war furchtbar, ich würde beim nächsten Mal gleich ein Kaiserschnitt machen lassen“
Mir fehlt trotzdem etwas. Und auch wenn ich ein gesundes Kind zuhause habe und ich irrsinnig dafür dankbar bin, dass es weder ihm noch mir nach dem Kaiserschnitt schlecht ging, ist das einfach totaler Mist so für mich auf gut Deutsch gesagt.
Das muss anerkannt werden. Auch wenn alles gut verlaufen ist, war es trotzdem nicht richtig so für mich. Das muss man sagen dürfen und vor allem fühlen dürfen.

Versteht mich nicht falsch, wenn eine Frau einen Grund angeben kann und sei es, sie hat Angst vor der Spontangeburt ohne sie erlebt zu haben, dann ist es ihr gutes Recht auch den Kaiserschnitt zu wählen. Aber nach meinen emotionalen Erfahrungen würde ich den Kaiserschnitt nie wieder freiwillig wählen.

Evtl. greife ich das Thema aus der persönlichen Sicht nochmal auf, wenn ich dazu bereit bin, mich noch intensiver (in mich hinein) damit auseinanderzusetzen.
Ich werde auf jeden Fall hier auch etwas neutrales/allgemeines dazu verfassen, irgendwann.

Eure Franzi


Quelle Spinalanästhesie:


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