Donnerstag, 23. Februar 2017

Eine Karnevalsanekdote

Oder: Was hätte ich gemacht, wenn was passiert wäre?
Kennt ihr diese Momente, wo euch erst das Herz in Hose rutscht und ihr euch dann fragt: "Was hätte ich gemacht, wenn was passiert wäre?"
Heute war Karneval in der Kita. Der Indianer ging als Feuerwehrmann. Die kleine Hummel war mir zuhause eingeschlafen, sodass ich statt mit der Trage mit dem Kinderwagen los bin.
Eigentlich hatte ich eine Tasche dabei, aber das "Zubehör" vom Kostüm passte in den Korb vom Kinderwagen, sodass ich die Tasche nicht brauchte. Was ich nicht bedachte: Draußen war es windig. Verdammt windig.
Keine 50m waren wir draußen, kommt ein Windstoß und nimmt den Feuerwehrhelm mit. Ich sah ihn fliegen und dachte schon: "der ist weg", aber er blieb auf der Straße auf der anderen Seite vor dem Bordstein liegen. Da 2m weiter ein Fußgängerüberweg, hatte ich für mich entschieden, dass wir darüber gehen und hoffen, dass der Helm nicht noch weiter vom Wind getragen wird. Ein Autofahrer hielt an, damit ich den Helm nehmen konnte, brachte mir in dem Moment aber nichts, da von der anderen Seite auch Autofahrer kamen, die das nicht sahen. Eigentlich ist die Straße eine 30er Zone, allerdings fuhren in diesem Moment sehr viele Autos und nicht alle halten sich an die 30er Zone. 
Der Indianer war links neben mir, rechts war die Straße. Ich steuerte den Fußgängerüberweg an und sah hinter mir, wie der Indianer nach rechts rennt. Zur Straße. Nein. Er war schon auf der Straße. 
Unser Riesenglück: Er war noch auf dem Radweg. Auch wenn dieser auf der Straße war. Ich konnte ihn noch festhalten und verhindern, dass er noch weiter rennt.
Mir rutschte das Herz so stark in die Hose. Ich hab überhaupt nicht daran gedacht, dass er einfach nur an den Helm denkt und rüber rennen könnte. Ich sagte ihm aber auch nicht, dass ich vor hatte zum Fußgängerüberweg zu gehen. 
Ich schrie ihn an. Ich hatte so eine Angst, dass ihm was passiert, war aber auch so froh, dass nichts passiert war. Er fing an zu weinen. Schnell gingen wir rüber. Der Helm lag immer noch da, wo der Wind ihn hin getragen hatte. Als wir ihn endlich hatten, hielt sogar ein weiterer Autofahrer an, der nicht gesehen hatte, dass wir bereits den Helm wieder hatten. 
Okay, der Helm war wieder da, der Indianer hatte sich beruhigt, ich hatte mich beruhigt. Es war immer noch windig und es fing an zu regnen. Das war mir egal. 
Ich kniete mich hin, schaute meinen Sohn an und erklärte ihm, dass er niemals einfach über die Straße rennen darf, dass ihn die Autos nicht sehen, weil er klein ist und er sich verletzen kann, wenn ein Auto ihn nicht sieht und anfährt. Ich sagte ihm auch, dass ich es verstehe, dass er nur an seinen Helm gedacht hat, dass er nicht wollte, dass er ganz vom Wind weggetragen wird. Und entschuldige mich, dass ich ihm nicht gesagt habe, dass ich bereits einen Plan hatte, wie wir an den Helm kommen würden. Ich entschuldigte mich auch dafür, dass ich ihn angeschrien habe und erklärte ihm, dass ich ganz große Angst um ihn hatte. Ich nahm ihn in den Arm und sagte: "Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist". Dann packte ich alle Sachen in die Tasche, die ich dabei hatte, und wir gingen nach Hause. 
Ich möchte meine Kinder beschützen. Natürlich will ich sie nicht in Watte packen und möchte, dass sie ihre eigenen Erfahrungen machen. Ich finde auch, ein gewisses "Verletzungsrisiko" gehört dazu. Aber ich denke, wir sind uns alle einig, dass sowas nicht zum "Kind seine eigenen Erfahrungen machen lassen" gehört. Ich kann es aber nicht immer verhindern, dass es nicht doch dazu kommt. Ich kann in mein Kind nicht reinschauen und kann nicht jeden nächsten Schritt erahnen. Auch dann, wenn mir die Unversehrtheit meines Kindes wichtig ist, habe ich kein Einfluss darauf. 

Eure Franzi

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