Sonntag, 2. November 2014

Mutter-Kind-Kur - Das ist doch ein schöner Urlaub...

...oder etwa nicht?

Ich selbst werde mich demnächst mit unserem Sohn auf eine Mutter-Kind-Kur begeben. In dem Zusammenhang ist mir aufgefallen, dass viele Menschen ein falsches Bild davon haben. Sie denken, es ist ein Urlaub, es soll zur Entspannung dienen von dem Mutter-Alltag, aber kaum jemanden ist klar, dass es um viel mehr geht, als einfach nur einen bisschen Zeit für sich zu haben. Deswegen habe ich mich dafür entschieden, hier einmal ein bisschen zusammenzufassen, was man alles über eine Mutter-Kind-Kur wissen sollte bzw. was ich darüber weiß. Denn je nachdem, wie man eine Kur beantragt oder in welche Klinik man kommt, kann manches variieren oder anders ablaufen. 
Und das geht überings nicht nur Frauen oder Mütter von Kindern etwas an, sondern auch Männer sollten sich damit beschäftigen, als Angehörige, oder um zu wissen, dass es auch Vater-Kind-Kuren gibt. 

Auf Kur zu fahren habe ich mich für entschieden, nachdem wir 3 Jahren in schlechten Verhältnissen gewohnt haben, grade umgezogen waren, einiges mit unserem Sohn nicht so lief wie gewünscht, was mich sehr belastet hat, wegen Dingen aus der Vergangenheit und ich schlussendlich nach dem Umzug nicht nur an mein Limit gekommen war, sondern auch weit darüber hinaus und einfach nicht mehr konnte.
Das ist im Grunde auch das, warum man für eine Mutter-Kind-Kur „geeignet“ ist. Man muss mit der Situation überfordert sein, darauf körperliche und seelische Beschwerden haben und/oder das Kind ist krank, was zur Überforderung führt und die körperliche oder seelische Beschwerden hervorruft.

Was genau ist eine Mutter-Kind-Kur?
Es ist eine medizinische Leistung, die von den Krankenkassen finanziert wird. In der Regel dauert sie 3 Wochen, kann im bestimmten Fällen auch auf 4 Wochen verlängert werden.
Inhalt dieser Kuren ist: 
  • Gruppen- und Einzelgespräche, 
  • Bewegungsprogramm, 
  • Ernährungsberatung, 
  • Entspannungsverfahren.

Dafür ist ein großes Team an: 
  • Ärzten, 
  • Psychologen, 
  • Physiotherapeuten, 
  • Pädagogen, 
  • Ernährungsberater 
  • und Erziehern


vor Ort.
Kinder müssen selbst nicht Behandlungspflichtet sein, also können „nur“ mitkommen, wenn eine Trennung von der Mutter nicht tragbar wäre, dann sind sie Begleitkinder.
Man Unterscheidet zwischen einer Vorsorge- und einer Rehabilitationsmaßnahme. Bei einer Vorsorge steht im Vordergrund, Risikofaktoren zu beeinflussen und zu verbessern. Bei einer Reha steht das Zurechtkommen und verbessern der Folgen eines bereits eingetretenen gesundheitlichen Schaden im Vordergrund.

Kosten:
Die Kur muss pro Tag mit 10 Euro zugezahlt werden. Man kann aber auch überprüfen lassen, ob man berechtigt ist von der Zuzahlung befreit zu werden. Es werden auch Fahrkosten (egal ob Auto oder Bahn) erstattet, jedoch bei einer Vorsorgemaßnahme mit 10% Eigenanteil der Fahrkosten.

Wie beantrage ich eine Mutter-Kind-Kur?
Ich habe mich zu erst einmal in allen möglichen Mama- und Eltern-Gruppen bei Facebook umgehört, wer schon eine Kur gemacht hatte bzw. sich damit auskannte. Da kamen zum Teil verschiedene Antworten zusammen, wie man das Ganze angehen kann und dem ist auch so. 
Ich erzähle hauptsächlich, wie ich das Ganze angegangen bin, und erkläre die möglichen Alternativen dazu, in so fern ich sie weiß.
Außerdem konnte ich mit einer Mama, die grade von der Kur kam, ins Gespräch gehen und mich ausführlich mit ihr über Mutter-Kind-Kuren unterhalten. Aber natürlich kommt es auch auf die Klinik an, wie die Kur selbst so abläuft.

Als erstes steht natürlich die Frage:
„wo muss mich hin wenden, um eine Kur zu beantragen bzw. Beratung zu erhalten“
Man kann sich direkt an die Krankenkasse wenden oder an eine Beratungsstelle z.B. von der AWO, Diakonie, Caritas, Müttergenesungswerk. Ich hab mich an die „Kurberatung Deutschland“ gewendet, da mir eine bestimmte Beraterin bei Facebook empfohlen wurde.
Diese sagte mir dann, dass in einem Antrag auf jeden Fall ersichtlich sein muss, dass die Mutter-Kind-Beziehung leidet/die Mutter der Mutter-Kind-Beziehung nicht mehr gerecht werden kann. 
Dafür gibt es viele Möglichkeiten. Zum Beispiel: die Mutter ist gereizt durch Schlafmangel oder Kopfschmerzen oder Schwindel und hat dann Schwierigkeiten sich 100% um das Kind zu kümmern. Heißt, Kind bekommt Essen, wird gewickelt etc., aber wenn das Kind z.B. kommt und spielen will, hat die Mutter dafür keine Kraft mehr. Oder die Mutter reagiert nicht passend auf die Situation, dass man in dem Moment überreagiert und im Nachhinein denkt, so schlimm war das doch gar nicht. Das kann natürlich auch sein, wenn das Kind eine Erkrankung hat, die Mutter auf Grund dessen Beschwerden hat und dann gereizt ist. Das sollte im Großen und Ganzen irgendwie vorhanden sein. Und natürlich der Erschöpfungszustand durch die individuelle Situation.

Außerdem wies diese mich darauf hin, dass es mit meinem Sohn vom Alter her schwierig werden kann. Damals war er 1 1/2 Jahre alt, hatte große Trennungsangst. Mit U3-Kindern sind Kuren wegen der Betreuung und der oft mangelenden Erfahrung der Kinder in einer Betreuung immer schwierig/er bzw. können schwierig/er werden. 
Ich weiß das Mindestalter nicht mehr genau. Ich meine +/- ein halbes Jahr müssen die Kinder mind. sein und max. zwischen 12-14 Jahren, um an einer Kur teilnehmen zu können. Allerdings nehmen U3-Kinder auch nicht jede Klinik auf und wenn auch möglicherweise begrenzt.
Auch viele Mütter erzählten mir, dass es mit einem U3-Kind eigentlich die Hölle auf der Kur war. Viele mussten abbrechen, weil das Kind nur weinte und nicht in die Betreuung wollte. Das machte mir natürlich Sorgen. 
Wobei die Sorge um die Betreuung schwankte. Als ich wusste, er geht bald zur Tagesmutter, machte ich mir da gar nicht mehr so die Gedanken drum. Jetzt sind die Gefühle sehr gemischt. Ich habe eher Angst, ob er sich später zuhause wieder an die Tagesmutter gewöhnt und dort klar kommt. 
Ich brauchte und brauche die Kur aber dringend und bin somit dieses Risiko eingegangen. Wie es klappen wird, werde ich erst sehen, wenn es so weit ist.

Dann schickte meine Beraterin mir die Unterlagen zu. Was auf jeden Fall im Antrag dabei ist, ist ein Selbstauskunftsbogen, um die Situation zu schildern, ein Attest für mich und ein Attest fürs Kind. Ich musste auch noch ausführlich eine Ergänzung zum Selbstauskunftsbogen schreiben, diese wurde 16 Seiten lang. Ich hab mir alles, einfach alles von der Seele geschrieben. 
Das Attest fürs Kind kann auch der Hausarzt ausfüllen, wenn das Kind Begleitkind ist. Am besten macht man beim Arzt ein Termin und geht persönlich hin, um einmal über alles zu sprechen.

Bei mir lief dieses Gespräch eher schlecht ab, also vom Gespräch an sich. Mein Arzt belächelte das sehr, ich hätte ja nur ein Kind, andere Mütter (vor allem früher) müssten mit mehr Kindern klar kommen und das könne ja nicht sein, dass ich mich deswegen so fühle. Ich müsse an dieser Einstellung was ändern.
Ja, das will ich ja im Grunde jetzt….
Zuerst wollte er mir die Atteste überhaupt nicht ausfüllen, ich hätte ja gar keine Beschwerden. Als ich ihm das genauer erklärte und sagte, dass ich sehr wohl welche hätte, sah das alles schon wieder ganz anders aus.
Um den Selbstauskunftsausbogen und den frei geschriebenen Text dazu auszufüllen, habe ich mir speziell Zeit genommen und meinen Mann mit Kind weggeschickt.
Dann hab ich alles wieder zur Kurberatung geschickt. Die haben die Unterlagen eingesehen und mir daraufhin Kliniken passend für meine Angaben im Antrag vorgeschlagen, aus der ich mir dann die aussuchen sollte, die mir am besten gefällt/zusagt.
Um das zu entscheiden, habe ich mir die Homepages angeschaut und auf dem Portal http://www.klinikbewertungen.de/ nachgesehen, was da so über die Kliniken geschrieben wurde. 
Da war ziemlich schnell klar, in welche Klinik ich wollte. Ich wollte unbedingt zur See (da war ich noch nie und irgendwie habe ich das Gefühl, mir würde es da am besten gehen/mir am meisten gut tun) und nur eine Klinik von denen, die mir vorgeschlagen wurde, befindet sie sich dort. 

Aber natürlich war das nicht ausschlaggebend, sondern man muss einfach sehen, was einem selbst wichtig ist, wobei einen manche Vor- und Nachteile wirklich erst durch Rezessionen von anderen Patienten, die in der Klinik waren, klar werden oder wenn man sich die Klinik Homepage ansieht. 
Manche Dinge sind auch so Sachen, die halt dazu gehören, wenn man so will. Zum Beispiel das es beim Essen mit mehreren Müttern und Kindern einfach laut ist. Das wird in jeder Klinik so sein und kann auch in keinster Weise groß geändert werden. Oder das man krank wird, besteht auch hohes Risiko, ist aber auch nicht auf die Klinik selbst zurück zu führen. Es kommt auch ein bisschen drauf an, mit was für eine Haltung man zu so einer Kur ran geht.

Ich wollte gerne in eine reine Frauenklinik, wobei ich jetzt schon gar nicht mehr so darüber denke, ich also auch nichts dagegen hätte, wenn auch Männer auf Vater-Kind-Kur da wären. 
Mir war wichtig, dass man auch Unterstützung außerhalb der Betreuung bekommen kann, wie zum Beispiel dass abends Babysitter vor Ort sind, die ein Auge und Ohr aufs schlafende Kind haben, wenn ich vielleicht auch abends mal das Zimmer verlassen will. 
Dass man Geräusche aus dem Zimmer nicht im ganzen Haus hören kann und genauso wenig alle Geräusche aus dem Haus im Zimmer hören kann. 
Über die Lage an sich (zentral oder abgelegen) und über die Größe des Hauses (10 Mamas oder 50 Mamas gleichzeitig auf Kur) hab ich mir eine großen Gedanken gemacht bzw. waren für mich nicht ausschlaggebend. 
Manche Kliniken lassen Besuch zu, manche nicht (was nicht heißt, dass man keinen Besuch bekommen darf, aber dieser darf nicht in der Klinik übernachten etc.). In meiner Klinik reisen alle Mamas zusammen an und zusammen ab, wo durch eine Verlängerung auf 4 Wochen nicht möglich ist, in anderen Häusern reisen die Mamas an unterschiedlichen Tagen an.

Die Kurberatung hat dann den Antrag zur meiner Krankenkasse geschickt und als die das Okay gegeben haben, konnte die Kurberatung mir schon direkt ein Platz in meiner Ersten-Wahl-Klinik reservieren.
Ich hab ca. 2 Wochen nach Eingang bei der Krankenkasse auf die Bewilligung gewartet. Leider wurde mir die Kur von da an erst für ein halbes Jahr später bewilligt, das ist die normale Wartezeit. Ich hab mich zwar auf eine Warteliste setzen lassen, falls jemand abspringt, dass ich auch schneller auf Kur fahren kann, was aber bei mir nicht geklappt hat.

Jetzt waren natürlich immer noch viele Fragen offen, die die Kur an sich betraf. 
Zum Glück lernte ich eine Gruppen von Mamas kennen, die ebenfalls dort auf Kur fahren würden, nur vor mir oder nach mir, und auch Mamas, die schon da waren und uns alle möglichen Fragen beantworteten, die uns auf der Seele brannten.
Kurz vor der Kur lernte ich auch noch ein paar Mamas kennen, die mit mir zusammen auf Kur fahren würden.

Ich würde eine Kur immer über eine Beratungsstelle beantragen, weil diese alles für dich machen. Die sind quasi Verbindungung zwischen Mutter und Krankenkasse und helfen auch bei einem Wiederspruch nach Ablehnung diesen einzulegen. 
Viele Beratungen und auch Krankenkassen haben mit Kliniken Verträge, wodurch man evtl. nicht alle möglichen Kliniken für sich offen hat.

Mit diesem Artikel möchte ich auch ankündigen, dass im Nov. der Blog Urlaub macht, außer ich finde zwischen durch Zeit doch etwas zu posten, was ich aber eher nicht Denke. Unser kleiner Sohn wird jetzt auch diesen Monat 2, was wir nach der Kur dann ausgiebig feiern werden.

Eure Franzi

Informative Seiten zum Thema Mutter-Kind-Kur/Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mutter-Kind-Kur
Privat geführte Gespräche

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen