Donnerstag, 19. Februar 2015

Freie Menstruation

Ein Leben (fast) ohne Monatshygiene

Dieser Umgang mit der Menstruation wird in dem Buch „Regelschmerz Ade“ von Caroline Oblasser erklärt.
Aber es kann auch heißen, dass man keine hormonelle Verhütung benutzt oder frei über die Mens und alles was dazu gehört 



Da ich mich in folgenden Artikeln, so auch in diesem, mit verschiedenen Dingen, die die Menstruation bzw. die Frau betreffen, befassen werde, wollte ich eine bestimmte Sache zuvor ansprechen.

Wer sich mit solchen Themen nicht befassen möchte, der brauch diese Artikel gar nicht lesen und kommentarlos ignorieren. Dazu zitiere ich einen bestimmten Abschnitt aus dem Buch „Regelschmerz Ade“ von Caroline Oblasser:
„ (…) Ekelst du dich vor Urin? Vor deinen eigenen Kot? Dann ist es nicht verwunderlich, wenn du dich auch vor deinem Menstruationsblut ekelst, vor Schleim, vor Sperma oder Spucke. Überleg dir aber: Du kannst dich entscheiden, ob du dich vor allen normalen Körperflüssigkeiten ekelst, vor nur wenigen oder gar keiner. Manchmal ist Ekel eine sinnvolle Einrichtung. Manchmal behindert er nur. (...)“
Das bringt es auf den Punkt finde ich.
Ich will niemanden, der bei den Themen ein Scham- oder Ekelgefühl hat als kindisch o.ä. hinstellen. Aber genauso wenig möchte ich, dass es mit mir und denen passiert, die darüber frei sprechen. 
Ich musste lange auf Grund meiner Erfahrungen verstecken, dass ich eine Frau bin und eine Menstruation habe. Deswegen ist es ein großer Schritt für mich, offen damit umzugehen. Und mittlerweile sehr erleichternd.
Es fing damit an, dass ich mich nicht mehr schämte, wenn ich ein Tampon aus der Tasche geholt habe oder mit dem Müll von der Toilette kam. Ich kann mich erinnern, wie mir einmal auf der Arbeit meine Tampons aus der Tasche fielen und sich auf den Boden verteilten. Eine Kollegin lachte mich förmlich aus und meinte, wie peinlich das wäre. Das habe ich damals schon nicht verstanden, was daran so peinlich ist, dass man sieht, dass eine Frau eine Menstruation hat und für diese Monatshygieneartikel benutzt.
Mittlerweile versteh ich auch nicht, warum sich Frauen verstecken sollen/müssen/wollen und nicht drüber sprechen können. Es gehört dazu. Jede Frau hat es regelmäßig. Gäbs diesen Vorgang nicht, hätten wir alle keine Chance hier zu sein. 
Es ist okay, wenn jemand peinlich berührt ist oder darüber nicht sprechen will. Allerdings sollte man sich nicht drüber lustig machen. Leben und leben lassen. Wenn wir Frauen schon nicht annehmen, was zu uns gehört, wie sollen dann andere normal damit umgehen?
Ich rede gerne darüber, um anderen Frauen diese Informationen bereit zu stellen und sie aufmerksam drauf zu machen. Denn für manche Frauen ist es vielleicht genau das, was gefehlt hat, womit sie sich wirklich gut und wohl fühlen.


Was heißt denn jetzt genau „Freie Menstruation“?
Es heißt, dass man mit der Regelblutung so umgeht, wie mit einer Ausscheidung (Urin, Stuhl). Dass man sie im gewissen Rahmen zurückhalten kann und im gewissen Rahmen erst zu einem bestimmten Zeitpunkt, wenn man sich „voll“ fühlt, entleeren kann, indem man mit den Körper, vor allem mit dem Muttermund, in Kommunikation tritt und Kontrolle über ihn bekommt. Immer mit der Prämisse, in bestimmten Situationen auf die gewohnten Monatshygieneartikel zurück greifen zu können.


Was ist das Positive an dieser Methode?
Wenn man einen Tampon oder eine Menstruationstasse benutzt, kann ein innerer Druck entstehen, der sich zum Muttermund hin aufbaut. Die Vagina umschließt den Tampon/Menstasse, damit er/sie nicht herausrutscht. Dadurch wird das Blut künstlich nach dem Muttermund gestaut, wodurch die Gebärmutter stärker und somit schmerzhafter arbeitet. Die Menstruationsschmerzen entstehen, wenn der Muttermund sich öffnet und mehr Blut vorm Muttermund liegt als durchpasst.
Laut dem Buch kann man die Mens auch mit einer Verstopfung vergleichen:
Gewebe dehnt sich und brauch Zeit sich zu weiten. Ist dies nicht gegeben, entstehen Schmerzen. Deswegen ist es auch wichtig, beim Entleeren für eine entspannte Atmosphäre zu sorgen bzw. einen ähnlichen Umgang damit wie mit einer Geburt zu pflegen (Im Buch wird die Menstruation auch als "kleine Ei-Geburt" bezeichnet)
Zusammenhänge zur Geburt lassen sich auch durch die Kommunikation mit dem Muttermund, die auch bei einer Geburt behilflich sein kann oder dass die freie Menstruation auch eine Vorbereitung für eine schmerzfreie Geburt sein kann, herstellen. Auch der Umgang und die gewünschte bzw. benötigte Atmosphäre kann man mit einer Geburt in Zusammenhang bringen.  


Im Buch wird immer wieder drauf hingewiesen, dass es völlig okay ist, dass man in bestimmten Situationen oder in bestimmten Momenten auf die gewohnten Monatshygieneartikel zurück greift. Mit dem Körper kann man trotzdem kommunizieren. Es brauch etwas Zeit, sowohl in der "akut" Situation, als auch langfristig, bis man die Methode für sich gut beherrscht. Auch die Stärke der Mens spielt eine Rolle, denn bei sehr starken Blutungen kann es die ersten Tage erschwert sein, diese Methode durchzuführen. 
(Hier einmal ein Link zu dem Thema "Freie Menstruation bei starker Blutung": http://trainyabrain-blog.com/2015/02/warum-die-freie-menstruation-nicht-funktioniert/)
ABER man muss nicht immer den Anspruch haben, nur so mit der Menstruation umgehen zu müssen. Man muss es versuchen, wenn es klappt und geht, aber auch nicht als schlimm empfinden, wenn es mal nicht so klappt. 

Fast spielerisch wird im Buch das Prinzip der freien Menstruation erklärt, indem eine junge Frau diese Methode für sich entdeckt und weiterverbreitet. Die Erfahrungen und Tipps fließen immer wieder mal kürzer und mal länger mit ein.
Um euch einmal die Angst vor einem dicken Buch zu nehmen:
Das „Buch“ ist eher ein Heftchen, hat ca. 50 Seiten und hat man schnell durchgelesen. Also als Lektüre für jede Frau machbar und eigentlich auch wichtig. Was man dann daraus macht, bleibt ja jeden selbst überlassen :)
Es gibt auch noch mehr Bücher zum Thema, aber mit denen habe ich mich bisher noch nicht befasst. 




Warum diese Methode mein Interesse geweckt hat
Wie bereits erwähnt habe ich nicht so schöne Erfahrungen in Bezug auf die Mens gemacht.
Ich weiß nicht mehr genau, wann ich meine erste Mens bekam, aber ich bekam sie sehr stark und zumindest für mein Empfinden damals oder wie ich mich heute daran erinnern kann, sehr unregelmäßig. Aber da hatte ich ja noch keine Ahnung über den weiblichen Zyklus und was regelmäßig und was unregelmäßig bedeutet. Damals kam ich noch nicht auf die Idee, mich mit meinem Zyklus zu befassen. 
Mir war klar, ich benutze Binden. Ich konnte mir damals überhaupt nicht vorstellen, etwas in mich hinein zu schieben und etwas in der Vagina drin zu haben. Doch mein Vertrauen in die Binden wurde stark geschwächt.
Ich lief mehrmals mit ihnen aus. Was zuhause im geschützten Rahmen nicht ganz so schlimm war (wenn auch nicht sehr angenehm), wenn es aber in der Öffentlichkeit passierte der Peinlichkeitsfaktor enorm stieg. Auch heute fällt mir das nicht leicht, darüber zu erzählen, aber es hat in diesen Zusammenhang einen Sinn.
Natürlich war ich total verunsichert. Ich zog die größte Binde (Nachtbinde) an, fing schnell an doch Tampons mit Binden zu kommbinieren und zog mehrere Unterhosen an, Hauptsache ich hatte genug an mir, was aufsaugen würde, falls ich nochmal auslaufen würde. Ich musste ständig kontrollieren, ob die Binde schon voll ist. Wenn ich Treppen hoch lief oder überhaupt jemand hinter mir lief hörte ich schon in meinem Kopf, dass man zu mir sagte: „du bist da rot an der Hose“. Das war wirklich nicht einfach für mich und brauchte sehr lange, bis ich mich traute, nur Tampons zu benutzen und als Backup nur eine Slipeinlage. So fühlte ich mich irgendwann sicher und wohl.
So war es für mich schon ein großer Schritt auf Menstassen umzusteigen, da es dort auch nicht damit getan ist, Tasse rein und fertig, sondern man sich mehr oder weniger durchprobieren muss und auch wieder mit einem gewissen Auslaufen bzw. Überlaufen leben muss. Aber mittlerweile hab ich die passende Tasse gefunden und habe vollstes Vertrauen in sie in Kombi mit Stoffbinden.
(Auf beides geh ich in einen anderen Artikel noch mal ein)
So ist es auch für mich total erfrischend und erleichternd, frei über das alles zu reden, mich auf anderen Wegen damit zu befassen, Neues zu entdecken und meinen Körper besser kennen zu lernen. Ohne Ängste, ohne lustig machen. 

ABER natürlich konnte ich es doch nicht lassen, die Methode „Freie Menstruation“ auch auszuprobieren und mich nicht nur theoretisch damit zu befassen. 
Und was soll ich euch sagen: 
Es ist ein völlig neues Lebensgefühl. Ich hab es bisher nur zuhause gemacht, wenn ich Zeit hatte und immer auf die Toilette konnte. Ich kann spüren, wann ich „voll“ bin und mich entleeren muss, kann auch ne gewisse Zeit „einhalten“, aber nicht besonders lange. Zugegeben, man sitzt teilweise lange und viel auf der Toilette, bis man sich entleert hat(je nach Stärke der Menstruation). Ich versuche die Zeit zu nutzen, zu lesen, zu entspannen, Ruhe zu haben und zu finden. Aber ich habe schon eine gute Kontrolle und kann das Blut gut entleeren ohne große Entspannungstechniken oder ähnliches. Ich merke, wann ich „leer“ bin. Als Backup benutze ich eine Stoffbinde und ich hab mir immer ein bisschen Toilettenpapier mit reingelegt, damit wenn nur wenig daneben geht nicht gleich die Binde versaut ist. 
Anfangs hatte ich viel Angst, dass es schief geht, aber es ist unglaublich, wie gut ich registrieren kann, wann wieder Zeit für die Toilette ist und wann ich die Toilette verlassen kann. Und selbst wenn was daneben geht, weil ich es nicht sofort zur Toilette schaffe, hab ich ja die Binde.
Es ist wirklich unfassbar, aber ich habe kaum Schmerzen mehr. Meine grade für mich gefundene Menstasse ist mir im Gegensatz dazu schon fast unangenehm und ich habe darunter auch mehr Schmerzen als ohne. Kaum Schmerzen zu haben ist ein ganz neues Gefühl, da ich sonst immer sehr dolle und heftige Schmerzen während der Mens habe. 
Nachts oder wenn ich unterwegs bin und nicht so viel Zeit für die Toilette habe benutze ich weiterhin die Menstasse.
Ich finde, man muss da nen Mittelweg finden und weiß auch, dass ich manchmal mehr und manchmal weniger auf die Menstasse zurück greifen muss, ABER am liebsten würde ich gar nichts mehr benutzen. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl der Freiheit, Reinheit, des Loslassen und etwas los werden. Ich bin wirklich total begeistert und überzeugt und gleichzeitig kann ich das nicht fassen, was die Art, wie man mit der Mens umgeht sein Leben so verändert kann und einen so beflügeln kann.
Probiert das nächste mal auf der Toilette beim Wechsel der Monatshygiene einfach mal aus zu entspannen und euch Zeit zu nehmen und das Blut so zu entleeren, auch wenn ihr danach wieder Monatshygiene benutzt. Ich sage euch, ihr werdet begeistert sein :) 

Also Mädels, auf geht’s! Lest auch in das Buch rein und zieht das für euch heraus, was zu euch passt und was ihr für richtig haltet!

Eure Franzi

4 Kommentare:

  1. Hallo,

    also ich finde das mit der freien Mens. echt interessant, aber funktionieren tut es bei mir leider nicht :-(
    Ich bekomme es nicht hin, das Blut abfließen zu lassen. Gibt es da einen Praxistipp?

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  2. Hallo!
    Mein Tipp an dich wäre, dir Zeit zu nehmen, ruhig zu bleiben und dich zu entspannen. Nehm z.B. ein Buch mit oder das Handy. Am besten läuft das Blut von alleine. Wenn du zwischen durch einfach mal in die Toilette schaust und siehst, wie es rot wird oder immer roter, ist das ein Zeichen dafür, dass es geklappt hat. Oder auch, wenn du einfach merkst, am Toilettepapier ist viel Blut. Das Blut fällt nicht immer auch in die Toilette. Es lohnt sich, es ist ein tolles Gefühl. Mach dir keinen Stress und berichte mal, ob es doch noch geklappt hat =)

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  3. also ich glaube man muss dies wirklich eine Zyklen üben. Ich habe es mir einfacher vorgestellt. Aber heut morgen hat es etwas geklappt (in Kombination mit einer Unterbauchmassage). Ohne Hygienemittel würde ich aber nocht nicht auskommen :-(
    Dennoch Danke für deinen Tipp!

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  4. Ist doch vollkommen okay! Und es ist ein Erfolg! Ich benutzte einfach aus Zeitproblemen die Menstasse zusätzlich und lass es immer frei laufen, wenn ich die Zeit dazu hab. Mal mehr. mal weniger. Das ist voll okay. Komplett ohne Monatshygiene bekommt man es wahrscheinlich auch wirklich nicht hin. Man brauch Zeit dafür. Es ist ein Anfang! :)

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